Rezension

Lässt sich nicht mal eben nebenbei lesen

Fliege fort, fliege fort - Paulus Hochgatterer

Fliege fort, fliege fort
von Paulus Hochgatterer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Graffiti am Haus eines stadtbekannten Politikers, ein entführtes Mädchen und mehrere alte Leute, die misshandelt wurden. Wie hängen diese Verbrechen zusammen? Sind sie überhaupt miteinander verknüpft oder haben wir es mit unterschiedlichen Tätern zu tun?

In „Fliege Fort, Fliege fort“ geht Paulus Hochgatterer nach und nach diesen Verbrechen auf den Grund. Zum einen ermittelt der Kommissar Ludwig Kovacs und zum anderen stolpert der Psychiater Raffael Horn immer wieder über Dinge und Begebenheiten, die uns als Leser diese Verbrechen erklären.

Der Schriftsteller ist sehr gut darin, uns an den Gedankengängen der beiden Personen teilhaben zu lassen. Dies tut er oft mit einer guten Portion Humor. Dabei formuliert er, über das unmittelbare Geschehen im Roman hinaus, zum Teil Thesen, die viel Wahrheit in sich führen. Das wirkt oft wie nebenbei produziert, ist jedoch wohl platziert und sehr ausgefeilt geschrieben. Gerade zu Beginn möchte man diese Stellen unbedingt behalten und bei einer guten Gelegenheit zitieren. Doch schnell wird einem als Leser klar, dass man sich unmöglich die vielen tollen Sätze merken kann.

Doch das Buch von Paulus Hochgatterer ist kein Buch, das man mal eben abends vorm Schlafen gehen oder in der Bahn nebenbei lesen kann. Für dieses Buch braucht man einen wachen Geist, ansonsten gehen die Zusammenhänge verloren und man verliert den Faden. Zum einen gibt es eine Unmenge Personen, die ich mir unmöglich alle merken konnte. Oft weiß ich als Leserin auch nicht, ob die Personen für die Verbrechen relevant sind oder nicht. Zum Ende des Buches war ich mir sicher, ich hätte mir ein Personenverzeichnis erstellen sollen.

Zum anderen lauschen wir manches Mal seitenlang den inneren Monologen und äußeren Gesprächen, die Psychiater Horn führt. Gerade beim ersten Zusammentreffen des Lesers mit Raffael Horn, ist es mir irgendwann zu viel geworden, obwohl ich gerade die Monologe, Dialoge und Gespräche des Psychiaters sehr genossen habe. Doch nach ein paar Seiten wünschte ich mir, dass die Krimihandlung weitergehen sollte.

Was mich jedoch am meisten gestört hat, ist das Ende des Buches. Zu viele Fragen sind meiner Ansicht nach offen geblieben. Zum Teil konnte ich mir die Auflösung aus dem Gelesenen zusammenreimen. Doch auch dann habe ich noch jede Menge Fragen.

Aufgrund der schönen Gedanken, des guten Falls und seiner Fähigkeit, toll zu formulieren, werde ich jedoch auch die beiden bereits vor diesem erschienen Bücher, in denen Kovacs und Horn mitspielen, auf jeden Fall lesen.