Rezension

Lale Sokolov - Nummer 32407 in Auschwitz

Der Tätowierer von Auschwitz - Heather Morris

Der Tätowierer von Auschwitz
von Heather Morris

Bewertet mit 5 Sternen

1942 wird der Jude Ludwig Eisenberg, Lale genannt, mit vielen anderen nach Auschwitz deportiert und dort zur Nummer 32407. Lale erhält die Aufgabe, als Tätowierer zu arbeiten und die ankommenden Häftlinge und Leidensgenosse mit Nummern auf den Unterarmen zu brandmarken. Lale ist sich der schlimmen und grausamen Lage von ihnen allen voll bewusst. Er lässt sich nicht unterkriegen, denn sein Kampfgeist ist ungebrochen, wobei er so einige gefährliche Situationen überleben muss und sich immer wieder irgendwie durchschlägt. Dabei versucht er, seinen Leidensgenossen Mut zuzusprechen und ihnen beizustehen. Eines Tages lernt er ausgerechnet an diesem grausamen Ort mit der jungen Gita seine große Liebe kennen. Die gegenseitigen großen Gefühle lassen die beiden die täglichen Schrecken ertragen und lassen sie von einer gemeinsamen Zukunft in Freiheit träumen. Und der Traum wird Wirklichkeit…

Heather Morris hat mit ihrem Buch „Der Tätowierer von Auschwitz“ einen sehr bewegenden und gefühlvollen Roman vorgelegt, der die wahre Geschichte von Lale Sokolov alias Ludwig Eisenberg erzählt, den die Autorin einige Jahre vor seinem Tod kennenlernen durfte und der ihr von seinem Leben berichtet hat. Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig von einer Eindringlichkeit, die sich im Kopf des Lesers festsetzt. Die Handlung wird hauptsächlich aus Lales Sicht erzählt und gewinnt dadurch noch mehr an Ehrlichkeit, denn der Leser ist wie ein unsichtbarer Beobachter an seiner Seite und muss die ganzen Schrecken hautnah miterleben, die Lale in Auschwitz tagtäglich zu überstehen hatte. Die Autorin ist bei den Schilderungen der Grausamkeiten an den Häftlingen schonungslos offen, aber nicht übertrieben grausam. Sie behält sich eine gewisse Zurückhaltung vor, denn es soll nichts von Lales eigenem Bericht abweichen. Gleichzeitig streift sie manche Dinge so gut, dass im Kopf des Lesers durchaus sehr reale Bilder entstehen, die man lange nicht mehr aus dem Gedächtnis bekommt. Die grausamen Schandtaten des Naziregimes werden hier lebendig und doch gibt es Menschen, die in diesem Umfeld die Hoffnung nicht verlieren und die Kraft aufbringen, mit aller Macht zu überleben.

Die Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt, so dass der Leser das Gefühl hat, selbst mit Lale in einem Raum zu sitzen und seiner Biografie zu lauschen. Lale, der nach dem Krieg seinen Nachnamen in Sokolov ändern ließ, macht aus der Not eine Tugend. Die Aufgabe als Tätowierer ist mit einigen Privilegien verbunden, die er für sich und seine Mitmenschen zu nutzen weiß, ob es nun um zusätzliches Essen war oder lebensrettende Informationen. Dass Lale dabei seinen Mut und seine Hoffnung nicht verliert, obwohl das Gräuel rund um die Uhr um ihn herum ist, kann man eigentlich als Wunder bezeichnen, doch es ist einzig und allein Lales Optimismus und seinem Naturell zuzuschreiben, aus jeder Situation das meiste für sich herauszuholen, um zu überleben. Durch seine Sprachkenntnisse, seine Intelligenz und sein großes Herz kann er vielen anderen helfen, die mit seiner Hilfe überleben. Auch Gita ist so eine verängstigte Seele, als Lale sie kennenlernt. Aber durch die gegenseitige Liebe geben sie sich auch Hoffnung und Zuversicht, all den Schrecken zu überleben, um ein gemeinsames Leben führen zu können.

„Der Tätowierer von Auschwitz“ ist nicht nur ein berührender Roman einer wahren Lebensgeschichte, sondern lässt die Vergangenheit Deutschlands durch einen Augenzeugenbericht wieder lebendig werden. Die Geschichte macht Mut, dass es überall auf der Welt solche Menschen gibt, die sich Widrigkeiten in den Weg stellen oder im Geheimen gegen sie kämpfen und andere dabei unterstützen, zu überleben. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!