Rezension

Land aus Staub

Dustlands - Die Entführung - Moira Young

Dustlands - Die Entführung
von Moira Young

Bewertet mit 5 Sternen

"Dustlands - Die Entführung" umfasst 450 Seiten und gliedert sich in insgesamt neun Kapitel, die mit durchschnittlich 50 Seiten recht umfangreich sind. Zum bequemeren Lesen und zum Spannungsaufbau sind sie zusätzlich in Abschnitte unterteilt. Als Überschrift tragen die Kapitel Titel, die zum jeweiligen Inhalt der Kapitel passen.

Abgerundet wird das Buch durch eine sympathische Danksagung der Autorin.

Geschrieben ist "Dustlands - Die Entführung" in der Gegenwartsform aus Sicht der Ich-Erzählerin Saba, dem weiblichen Hauptcharakter.

Das Cover des Buches ist sehr auffällig und stimmungsvoll gestaltet und passt sehr gut zum Inhalt des Romans. Besonders ist, dass nicht nur der Schutzumschlag gestaltet ist, sondern auch der Bucheinband selbst, sodass man das Cover auch betrachten kann, wenn man den Schutzumschlag zum Lesen entfernt.

"Dustlands - Die Entführung" ist im Dezember 2011 im Fischer Verlag erschienen. Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel "Blood Red Road" bei Marion Lloyd Books, London. Ins Deutsche übersetzt wurde das Buch von Alice Jakubeit.

Meine Meinung:
* * * * * * * * *
Mit "Dustlands - Die Entführung" ist Moira Young ein Buch gelungen, das alles hat, was ein gutes Buch braucht: Es ist spannend, gefühlvoll, ereignisreich, besticht durch tolle Charaktere und einen feinen und pointierten Humor. Auch an einer kleinen, aber feinen Liebesgeschichte mangelt es nicht. Die Autorin entführt ihre Leser in eine besondere Handlungsumgebung, die an eine mittelalterliche Welt erinnert, mit besonderen Eigenheiten und besonderen Bewohnern, und beschert ihnen damit ein großartiges Lesevergnügen.

Am Silverlake hat es seit sechs Monaten nicht mehr geregnet, das Land ist ausgetrocknet und verdorrt. Saba, ihr Zwillingsbruder Lugh, ihre kleine Schwester Emmi und ihr Vater leben inmitten dieser Wüste und Einöde, ein Tag gleicht dem anderen. Doch als die Reiter plötzlich erscheinen, Lugh entführen und den Vater töten, ändert sich für Saba und ihre Geschwister alles. Saba schwört sich, ihren Bruder zu finden und den Tod des Vaters zu rächen. Doch vor ihr liegt eine weite Reise durch die Wüste und allerlei Gefahren. Zum Glück muss sie diese Reise nicht alleine überstehen, doch dies ändert nichts an dem Risiko, dass alle auf sich nehmen müssen, um Lugh zu retten.

Die Handlung ist durchweg spannend - ständig passiert etwas, die Charaktere und der Leser kommen kaum zur Ruhe. Dabei wirkt die Handlung aber stets authentisch und keinesfalls konstruiert. Jede Entwicklung ist logisch und nachvollziehbar. Besonders die Gründe für Lughs Entführung sind nicht zu abgehoben, sondern schnell und einfach erklärt. Moira Young war sehr kreativ bei der Entwicklung der Handlung. Diese ist abwechslungsreich, manchmal spannend, manchmal gefühlvoll, manchmal traurig, manchmal lustig, wobei der Spannungsbogen konstant aufrechterhalten bleibt. Dadurch entwickelt das Buch einen enormen Sog, der den Leser am Lesen hält. Einmal angefangen, kann man das Buch gar nicht mehr zur Seite legen. Man fiebert als Leser einfach mit den Charakteren mit und es fällt sehr schwer, sie nach Beenden des Buches verlassen zu müssen.

Mit der Ich-Erzählerin Saba ist der Autorin ein toller Charakter gelungen. Sie hat mit ihr eine Figur erschaffen, die dem Leser sofort ans Herz wächst und die im Verlauf des Buches eine großartige Entwicklung durchmacht. Zudem ist Saba nicht auf den Mund gefallen und sorgt mit ihren trockenen oder bissigen Kommentaren regelmäßig für Lacher. Doch auch alle anderen Charaktere sind bildhaft gezeichnet und überzeugen mit ihrer jeweils besonderen Art. Jede Figur des Romans ist einzigartig, hat seine Stärken und Schwächen und wirkt greifbar. Ein besonderer Charakter ist Nero, eine Krähe, der Saba ständig begleitet und zudem das Talent besitzen zu scheint, jedes Wort zu verstehen und auf Befehle zu reagieren. Er ist Saba von großem Nutzen und hilft ihr aus so mancher Not.

An den Erzähl- und Schreibstil muss man sich erst einmal gewöhnen, denn zum Einen wird die wörtliche Rede nicht durch Anführungszeichen verdeutlicht, zum Anderen reden die Charaktere in Umgangssprache, die insbesondere durch das Weglassen von Vokalen beherrscht wird. So heißt es "würdst" statt "würdest", "wärn" statt "wären" oder "berühr" statt "berühre". Es braucht seine Zeit, sich an diese Ausdrucksweise zu gewöhnen, aber mit der Zeit wirkt sie selbstverständlich und gar nicht mehr ungewöhnlich. Sie passt zu der Ich-Erzählerin und zu der Stimmung des Buches, wirkt dadurch nicht unpassend.

Mein Fazit:
* * * * * *
Nehmt euch nichts anderes vor, wenn ihr dieses Buch lest - ihr werdet es nicht zur Seite legen können, bis ihr es beendet habt!