Rezension

Landhaus-Krimi

Dreizehn Gäste
von J. Jefferson Farjeon

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein verregneter Sonntag, keinerlei Verpflichtungen, der Regen prasselt gegen die Scheiben, auf der Couch mit Wolldecke, der Tee dampft, links ein Hund und rechts ein Hund, in der Hand ein klassischer britischer Krimi- das kommt dem Paradies schon recht nahe...
Und darum freut es mich ganz außerordentlich, dass der Klett-Cotta Verlag seit geraumer Zeit wunderschöne leinengebundene britische Krimis veröffentlicht, von mal mehr mal weniger bekannten Autoren.
Diesmal handelt es sich um einen Landhaus-Krimi von J. Jefferson Farjeon, erstmals erschienen 1936. Farjeon war ursprünglich kein Unbekannter in der Krimiwelt, eines seiner Bücher wurde sogar von Hitchcock verfilmt, ist aber inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten. Seine Plots sind oft recht verwickelt, ein klitzekleines bißchen zu konstruiert und die Charaktere dadurch ein wenig blass. Das wird aber aufgehoben durch den Spannungsbogen und die überraschenden Auflösungen.
So auch diesmal. "Dreizehn Gäste" ist wie ein Ausflug nach Downton Abbey mit Mord zum Dinner. Wir befinden uns auf Bragley Court, dem Anwesen Lord Avelings. Selbiger hat zwölf Gäste zu einer Party eingeladen, durch einen Zufall werden es dreizehn. Eine Unglückszahl! Prompt kommt kurze Zeit später ein Gast ums Leben.
Der Ablauf ist ganz klassisch: als Mörder in Frage kommen nur Hausbewohner, Gäste und Personal. Der Gärtner ist es nicht, so viel verrate ich gerne. Aber gut behütet auf dem Sofa ist es ein Genuss, den Mörder mit zu entlarven, zumal auf detailgetreue Schilderungen etwaiger Verletzungen verzichtet wird. Für mich ist genau das auch der Reiz an diesen Romanen. Es ist mehr eine literarische Form von Sudoku, verlockt zum Kombinieren und Mitraten, und weniger Gemetzel mit ein bißchen Handlung dazwischen.
Wer sich also für derartige Lektüre ähnlich begeistern kann wie ich, der möge einen Blick zu Klett-Cotta werfen und wird dort bestimmt fündig.