Rezension

Landidylle?

Unterleuten
von Juli Zeh

Bewertet mit 4 Sternen

Unterleuten ist ein imaginäres Dorf in Ostdeutschland. In 62 Kapiteln kommen einige der Einwohner zu Wort und erzählen, ganz aus ihrer Perspektive, was so abgeht. Dabei sind die einzelnen Perspektiven sehr persönlich gefärbt, und die Protagonisten wirken auf den ersten Blick eher unsympathisch. Das gibt sich im Laufe der Zeit, wenn man sie besser kennenlernt, ein wenig (aber nicht vollständig).

Doch genau das macht den Mikrokosmos, den Juli Zeh gewohnt sprachgewandt, erzeugt, so einzigartig, so anrührend, so erbärmlich – mit einem Wort so interessant.

Oben auf geht es um den geplanten Windpark und wer daraus welche Vorteile ziehen kann, unten drunter geht es jedoch um ganz andere Themen, da spielt die Familiengeschichte genauso eine große Rolle wie die DDR-Vergangenheit, Ehekrisen oder persönliche Probleme. Dabei erzählt Juli Zeh humorvoll, immer mit Untertönen, Seitenhieben und durch ihren Sarkasmus eben auch oft mit der Wahrheit einer zweiten Ebene, einer anderen Lesart verknüpft.

Insgesamt entsteht ein Bild von einem ostdeutschen Dorf, das sicher exemplarisch für viele Dörfer und ihre Strukturen stehen kann und den Blick auf die Gesellschaft durchaus verändert.