Rezension

Lang lebe der Punk!

Pop ist tot -

Pop ist tot
von Thomas Mulitzer

Bewertet mit 4 Sternen

In den Neunzigern war er der Sänger der österreichischen Punkband "Pop ist tot" und tourte mit seinen Spezln Günther, Bronko und Hansi durch die Lande und lebte, als gäb es kein Morgen. Heute sitzt er in der wie er es nennt "Hipsterhölle", einer Firma die Social-Media-Kampagnen plant, als einziger Kerl unter lauter Feministinnen und fristet sein spießbürgerliches Dasein. Dann taucht der Günther auf und überredet ihn zu einer Reunion-Tour, um die verlockend-anarchische Vergangenheit als "moderne Nomaden" wieder aufleben zu lassen. Ob das gut gehen kann?

Thomas Mulitzer ist selbst Mitglied einer Punkband. Das merkt man seinem Roman auch an. Er weiß, wovon er schreibt. Bissig, ironisch, rotzig und ein bisschen abgedreht nimmt er uns mit auf einen Road-Trip der besonderen Art, huldigt dem Punk, aber rührt auch an Klischees sowohl in der modernen Spießer- als auch in der anarchischen Punkrock-Welt. Vor allem zu Beginn des Buches beschreibt er so überspitzt die Arbeitswelt von heute, dass einem die Tränen kommen vor Lachen und man gleichzeitig den Kopf schüttelt, weil so viel Wahrheit darin liegt. Der Protagonist ist unzufrieden, der Günther hat sonst nix, ganz klar ist die Reunion eine Flucht vor der Realität. Doch ob der Versuch, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen besser ist? Oder überhaupt möglich? In dem Alter? Mit dieser Frage konfrontiert der Autor "Pop ist tot" und spricht damit auch bitterernste Themen an. Mal melancholisch, mal nostalgisch. Mich hat die ganze Sause sehr gut unterhalten, zum Lachen und zum Nachdenken gebracht, denn auch ich bin in den 90er Jahren aufgewachsen und kann sehr gut verstehen, warum der Protagonist nochmal zurück will. Weil die Bissigkeit des Schreibstils in der zweiten Hälfte etwas nachlässt und das Ende mich nicht wirklich überzeugt hat, vergebe ich 4 Anarchiezeichen, äh Sterne.