Rezension

langatmig

Die Arena - Stephen King

Die Arena
von Stephen King

Eigentlich konnte nichts und niemand die Harry Potter Hörbücher toppen, denn Rufus Beck hat eine sehr angenehme Stimme. Nun, David Nathan machts für mich noch besser, die Stimme ist sooo unfassbar angenehm! Allerdings handelt es sich um dieselbe Stimme wie bei Mark Sloan von Greys Anatomy, wie mir gesagt wurde, so dass ich mir irgendwie die ganze Zeit vorstellen musste, wie Mark mir vorliest. Nicht unbedingt die schlechteste Vorstellung….. :D :D

David Nathan bringt Stimmungen sehr gut rüber und hat einfach eine überragende Stimmung und ein wahnsinniges Talent. Allein dieses Stimmtalent wäre schon ein Kauf wert… 

Auf ‚Die Arena – Under the Dome‘ wurde ich durch die beinahe gleichnamige Serie ‚Under the Dome‘ aufmerksam, welche auf dem Buch basiert, ich aber nie gesehen habe. Ich fand die Vorschauen immer sehr interessant, doch ich wollte lieber erst das Buch lesen, oder dann eben hören.

Stephen King hat erfahrungsgemäß einen sehr prägenden, ehrlichen und auch rabiaten Schreibstil, wenn er ‚Schwanz‘ meint, dann schreibt er das auch, da gibt es keine liebevollen Verschönerungen. Er nimmt eindeutig kein Blatt vor den Mund. Er macht keinen Halt vor Tabus, Brutalität oder auch Perversität. Und das merkt man einfach auch, ich glaube, er hat so ziemlich alle Tabus benutzt, die es so gibt und zeigt eine Menge menschliche Abgründe auf. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht störend, denn es passt irgendwie sehr gut zu den Klischees, die man so über amerikanische Kleinstädte kennt. Und diese Klischees greift er bis zum letzten Tropfen auf. Es gibt den typischen Kleinstadtboss, der alles Macht an sich reissen will, es gibt die typische Familie die Strohdoof ist und mit der Flinte rumwedelt, es gibt Verrat, Waffen, Drogen…. Und irgendwie auch grenzenlose Dummheit. 

King schreibt ENORM detailliert, teilweise sogar eine Szene aus gefühlt drei milliarden verschiedenen Perspektiven. Das kennt man so nicht und es störte mich. Dabei ist das nicht mal negativ, denn ich kenne kein anderes Buch, wo ich so tief eintauchen konnte und so viele Details kennenlernen durfte, denn eigentlich zeigt es nur, dass King sich sehr intensiv mit seiner Geschichte auseinander gesetzt hat und alles aus verschiedenen Sichtweisen beleuchtet hat. Bei mir hatte es allerdings zur Folge, dass ich immer nur Häppchen verschlingt habe, bis ich wieder die Lust verlor und erst am nächsten Tag weitergehört habe. Vor allem die erste Hälfte zog sich sehr, danach wurde es jede Minute spannender.

Es gibt einige Hauptprotagonisten, und jene, die zwar immer mal wieder vorkommen aber im Grunde unwichtig sind. Doch selbst über die unwichtigen lernt man Dinge kennen, die einen eigentlich nicht interessieren. Und über die Hauptpersonen lernt man zwar auch einiges kennen, aber irgendwie nicht das, was ich wissen wollte. Vieles ist einfach sehr durchschaubar, entweder, es handelt sich um eine gute Person, oder die Person ist eben schlecht. Das zieht sich durch die ganze Story – entweder gut oder schlecht, dazwischen gibt es nicht. Wie so oft behält das böse natürlich auch laaaaange die Oberhand. Vor allem anfangs haben mich die ganzen Personen einfach nur umgehauen, wenn ich versucht habe mir Person A zu merken, wurde bereits erzählt, wie Person B auf der Toilette sitzt (Das sollte ein Scherz werden, klappt aber nicht). 

Wirklich doof finde ich Stephen Kings beinahe schon verschwenderische Art mit Markennamen. Besonders bei Medikamenten ist mir das aufgefallen, ich glaube ich kenne nun jedes haushaltsübliche Medikament Amerikas – und einen Teil der verschreibungspflichtigen. Es wird aber nicht gesagt, wofür diese sind, sondern lediglich Markennamen genannt. Der Sinn lässt sich lediglich aus dem Kontext schließen.

Die Kuppel ist nicht halb so wichtig, wie man denkt. Natürlich ist sie für fast alle Geschehnisse der Ursprung, keine Frage, aber im Verlauf der Geschichte habe ich sie fast schon vergessen. Es geht vielmehr um das bereits erwähnte Spiel von Gut gegen Böse, die Gier nach Macht, menschliche Abgründe und auch einiges gesellschaftskritische.

So kam es mir beispielsweise so vor, als wenn King auf unsere verschwenderische Art mit Rohstoffen aufmerksam machen möchte. So werden die Stromaggregate der Stadt für –teilweise!- völlig sinnbefreite Dinge eingeschaltet und somit wird das Propan knapp. Das ist eigentlich noch das kleinste Problem, denn durch das Propan und dem darauffolgenden Heiz-Ersatz Holz wird die Atemluft nicht gerade die Beste. Ebenso wird mit dem Auto gefahren, wenn es unnötig ist, und somit das bisschen Benzin verplempert, was sich noch in der Stadt befindet.
 

Das Ende ist eigentlich gelungen, aber eben auch nur eigentlich. Im Verhältnis zur geballten Brutalität der Stadt wirkt dann doch alles zu glatt, zu einfach, es kam mir so vor, als wenn es schwieriger sein müsste. Die Lösung durfte für mich nicht so sehr auf der Hand liegen. Ebenso gab es während der Geschichte zu viele Andeutungen, woher die Kuppel kommen könnte. Es wirkte zwar nicht gerade realistisch, aber als die einzige Lösung die wirklich in Frage kommt.
Um zum Punkt zu kommen: Es handelt sich um Meisterwerk für all jene, die es ausschweifend mögen, aber sicherlich nicht für die, die es kurz und knackig wollen. Ich gehöre eigentlich in die zweite Kategorie, so dass es mir zu viel wurde. Doch weil es dennoch ein gutes Buch ist und David Nathan der beste mir bekannte Sprecher ist vergebe ich noch 3 Eulen.
 

Kommentare

Simsalabim18282 kommentierte am 02. Dezember 2014 um 22:42

Sehr ausführliche und informative Rezi