Rezension

Langatmig

Ikarien - Uwe Timm

Ikarien
von Uwe Timm

Bewertet mit 3 Sternen

Michael Hansen ist deutschstämmig, aber in den USA aufgewachsen. Das macht ihn zum idealen Kandidaten, um nach dem 2. Weltkrieg als Offizier in Deutschland tätig zu sein. Dort soll er in München nach Spuren des Eugenikers Alfred Ploetz suchen, der die theoretischen Grundlagen für die Euthanasie geschaffen hat. Hansen trifft auf den Dissidenten Alfred Wagner, der den Krieg im Keller eines Antiquariats überlebt hat und mit Ploetz lange Zeit befreundet war. Von ihm erfährt er die ganze Geschichte, die Auseinandersetzungen zwischen Marxisten und den Utopisten, die das geheimnisvolle Land Ikarien erschaffen wollen. Zugleich erfährt man aber auch viel über das Deutschland der "Stunde Null", denn Hansen reist kreuz und quer durch das Land seiner Eltern.

Timm ist ja ein hoch dekorierter Schriftsteller und eine feste Größe im deutschen Literaturbetrieb. Sein Buch "Am Beispiel meines Bruders" hat mir sehr gut gefallen, doch dieses Buch sagt mir nicht zu. Keine Frage, es ist brilliant geschrieben, doch die seitenlangen und langwierigen theoretischen Ausführungen zu politischen Theorien sind nicht meine Welt. Dagegen gefällt mir der Teil gut, der das Nachkriegsdeutschland beschreibt. Die Angst der Nazis vor Entdeckung, das Reinwaschen von aller Schuld, das bringt Timm sehr gut aus den Punkt.

Man braucht Geduld, wenn man dieses Buch lesen will!