Rezension

Langatmig

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste - Philipp Schwenke

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
von Philipp Schwenke

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt 

Karl May ist schon zu Lebzeiten bekannt und hat viele begeisterte Anhänger, die alle glauben, er habe die Abenteuer, von denen er in seinen Büchern schreibt, selbst erlebt. Sie glauben sogar, er selbst sei Old Shatterhand und spreche über 600 Sprachen. Mit 57 Jahren reist May in den Orient und begibt sich zum ersten Mal selbst auf Reise in Länder, in denen seine Bücher spielen. Zur gleichen Zeit werden in Deutschland Stimmen laut, er habe die Abenteuer nicht selbst erlebt und sie seien alle nur erfunden, genauso wie die Tatsache, dass er so viele Sprachen beherrsche. 

Meine Meinung 

Das Buch ist sehr schön aufgemacht. Auf dem vorderen Innenteil der Buchklappe ist eine Karte des Orients, womit man Karls Reiseroute nachvollziehen kann. In der hinteren Buchklappe befindet sich ein Foto von Karl mit seiner Frau Emma und dem befreundeten Ehepaar Klara und Richard Plöhn, die ihn am Ende seiner Reise besuchten. 

In diesem Werk geht es um drei Aspekte aus Karl Mays Leben: seiner Orientreise, seiner Ehe mit Emma und um die Skeptiker, die die Echtheit seiner Behauptungen anzweifeln. Zunächst begleitet der Leser Karl auf seiner Reise, ab dem zweiten Teil des Buches befindet er sich zwei Jahre später wieder zu Hause in der Villa Shatterhand in Radebeul. Dies wird aber immer wieder von Schilderungen der Orientreise und Zeitsprüngen in die Vergangenheit z.B. zum Zeitpunkt des Kennenlernens von Karl und Emma unterbrochen. Durch das Hin- und Herspringen in der Zeit wird die Geschichte chaotisch. Ein chronologischer Ablauf hätte mir besser gefallen. 

Das Buch liest sich nicht wie eine Biografie, sondern wie ein Roman. Allerdings ist der Schreibstil altertümlich und biografisch angehaucht, was den Lesefluss bremst und die Geschichte langweilig macht. Was das Lesen ebenfalls erschwert, ist, dass die wörtliche Rede nicht immer in Anführungszeichen gesetzt ist, sondern manchmal auch im Fließtext ohne Kennzeichnung vorkommt. Viel Spannung gibt es nicht. Sie steigt mal an, dann ist sie wieder im Keller, was oft passiert. Die Spannungskurve gleicht einer Achterbahnfahrt, bei der man nicht hoch hinauskommt. Ab dem zweiten Teil habe ich dann oft Absätze übersprungen, weil es so langweilig war. Wie ich gemerkt habe, ist das nicht weiter schlimm, weil man die Handlung auch so verstehen kann. Nach zwei Drittel habe ich dann nur noch die Kapitel aus dem Orient gelesen, weil klar war, wie der Handlungsstrang in seiner Heimat endet. Am spannendsten sind die aufregenden Situationen im Orient, die leider nicht so oft vorkommen. 

Der Autor schreibt Karls Lebensabschnitt nicht nur als Roman, sondern bedient sich weiterer Erzählmittel. So spricht er den Leser manchmal direkt an, es sind ab und zu Zeitungsausschnitte zu lesen und zwischen der Schilderung der Handlung treten Karls Gedanken auf, als erlebte er die Situation als sein Buchheld Kara Ben Nemsi und schreibe dies in einem seiner Bücher auf. Im Nachwort wird deutlich, dass der Autor sehr gründlich recherchiert hat. Trotzdem gibt es während der Orientreise einige Male so kuriose Momente, dass mir der Gedanke kam, Schwenke hätte das getan, was Karl Mays Kritiker ihm vorwerfen: Das alles ist nicht wirklich passiert, sondern nur erfunden. 

Fazit 

Einerseits hat sich der Autor viel Mühe gegeben und es gibt auch einige spannende Momente, andererseits ist die Geschichte aufgrund des altertümlichen Schreibstils langweilig und viel zu ausführlich geschrieben.