Rezension

Langatmig, aber auch erschreckend und berührend

Die Hungrigen und die Satten - Timur Vermes

Die Hungrigen und die Satten
von Timur Vermes

http://wasliestdu.de/rezension/die-hungrigen-und-die-satten"Die Hungrigen und die Satten" ist das nächste Buch vom Autoren Timus Vermes, nach seinem Debüt "Er ist wieder da". Über 500 Seiten wird die Gesellschaftssatire von unterschiedlichen Personen erzählt.

Die Geschichte ist aktueller wie nie, denn es geht um Asylsuchende und geflüchtete Menschen und wie sich Deutschland dazu verhält. In dieser Satire hat Deutschland eine Obergrenze für Asylsuchende eingeführt und ganz Europa ist, bis weit nach Nordafrika rein, abgeriegelt. Es entstehen riesige Lager, in denen die Flüchtlinge nur eins können  ...... warten, warten, warten. "So lange, dass man in derselben Zeit auch zu Fuß gehen könnte, wäre das nicht der sichere Tod."

Zu diesem Zeitpunkt bekommt die deutsche Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch den Auftrag, für ihren TV Sender, dieses große Lager zu besuchen. Ihr Sender will mit ihr und mit dem Leid der Menschen im Lager das große Geld machen.

Zu Beginn und auch 3/4 des Buches, ist Nadeche Hackenbusch nicht mein Lieblingscharakter. Sie wird naiv und verwöhnt, eben überspitzt, dargestellt, und teilweise auch blöd. (Muss wohl auch so sein, sonst wäre es keine Satire.) Im Lager lernt sie den Flüchtling Lionel kennen, der mit ihr und dem Fernsehn die große Chance erkennt und mit 150.000 Flüchtlingen zum Marsch nach Europa aufbricht.

Und dann kommt der Ball ins Rollen......

Die Kapitel werden aus der Sicht verschiedener Personen, immer in der 3. Person, erzählt. Das sind unter anderem Lionel, Nadeche Hackenbusch, Astrid, eine Journalistin, die Nadeche seit Jahren für den Fernsehsender Tag und Nacht begleitet. Der Innenminister und der Staatssekretär sowie die Medien und der TV Sender spielen wichtige Rollen in diesem Flüchtlingsdrama. Jeder dieser Personen lenkt mit seinem Verhalten das Schicksal der geflüchteten Menschen.

3/4 des Buches sind die Kapitel, für mich zumindest, doch sehr lang (inhaltlich auch sehr voll) und auch teilweise langatmig. Man muss sich schon Zeit nehmen, um mehrere Seiten am Stück zu lesen, damit man in die Geschichte rein kommt bzw. drin bleibt. Ich musste mich über meinen Lesezeitraum immer wieder motivieren, dieses Buch weiterzulesen, denn teilweise wurden mir die Kapitel zu politisch (nagut, ist auch ein politisches Thema) oder auch zu langatmig, so dass ich das Interesse verlor.

Erst im letzten Drittel bzw. die letzten ca. 150 Seiten, die ich dann auch zeitlich an einem Stück lesen konnte, hat mich das Buch mit seiner Geschichte doch nochmal abgeholt, gepackt und berührt. Dieses Ende hätte allerdings auch schon etwas eher kommen können, dann hätte ich mich mehr übers Lesen gefreut.

Im Nachhinein denke ich aber immer noch viel über diese Geschichte nach und habe einige Kapitel, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Deshalb würde ich das Buch bei der Bewertung auch nicht ganz schlecht da stehen lassen. Es findet bestimmt den richtigen Leser/ die richtige Leserin.