Rezension

Langatmig und blasse Charaktere

Dark Heroine 01 - Dinner mit einem Vampir - Abigail Gibbs

Dark Heroine - Dinner mit einem Vampir
von Abigail Gibbs

Zum Inhalt

Blutig. Gewalttätig. Violet ist geschockt, als sie einen  Massenmord an einer Gruppe von Männern am Trafalger Square in London, mitten in der Nacht, mitansehen muss. Bilder, die sie nie wieder vergessen wird. Doch die größte Folter sind nicht die Bilder. Die Mörder, Vampire, entdecken und entführen sie. Schnell stellen sie die Forderung, dass sie entweder sterben oder eine von ihnen werden muss. Eine andere Wahl hat sie nicht. Unnachgiebig leistet sie Widerstand, doch der sehr launische und gefährliche Kronprinz Kaspar, übt eine besondere Anziehung auf sie aus…
 

Die Meinung

Wattpad-Suchties mag „Dark Heroine“ ein Begriff sein. Die britische Autorin Abigail Gibbs hat als blutjunge Userin im Alter von 15 Jahren begonnen an dieser Romantasy zu schreiben. Und diese beiden Fakten machen sich am manchen Stellen bemerkbar. Die Geschichte, vor allem der Verlauf und die Sprache sind mehr als ausbaufähig. Zwar liegt in dem Schreibstil kein großer Anspruch, doch an manchen Stellen überrascht er sogar mit einer guten Qualität und Vielfältigkeit. Die Tatsache, dass an der Geschichte zwar schon ordentlich lektoriert und Stellen gestrichen wurden, ist irrwitzig wie traurig. Denn dieses 608-Seiten-Buch hätte locker um weitere 300 Seiten gekürzt werden können. Das hätte der Atmosphäre und dem Verlauf der Geschichte eine größere Spannungsdichte geliefert.

Leider passiert in den ersten 400 Seiten nämlich so unfassbar wenig. Was da passiert lässt sich schnell zusammenfassen: Violet sieht einen brutalen Massenmord mit an, wird von Kaspar und seiner „Gang“ entführt. Sie lebt dann auf dem Vampirschloss seiner Familie, unter weiteren Vampiren, rätselt Ewigkeiten und noch mehr darüber, ob sie sich verwandeln lassen soll oder nicht. Und als Sahnehäubchen verknallt sie sich in Kaspar, den Kronprinzen der Vampiren-Sippe und am Schluss soll das alles sogar noch ein prophezeites Schicksal sein.

Dieses „Universum“, welches die Autorin hier schafft ist unglaublich groß und vielfältig. Es wirkt sehr zauberhaft, interessant, zum Teil auch sehr blutig und brutal und mit einem unglaublich großen Potential gesegnet. Und auch die Hauptfigur Violet, welche die Geschichte zum größten Teil in der Ich-Perspektive erzählt, ist so schön bockig. Sie ergibt sich nicht sofort in traditioneller „Devote-Mädchen-Art“ dem Kronprinzen, noch dem Gezeter des Königs oder dem „Rat“, der sich über Dimensionen hinweg mit all diesen übernatürlichen Wesen beschäftigt. Das ist erfrischend.

Doch diese positiven Aspekte sind so bruchstückhaft im Buch verteilt. Es wird so lange nicht klar, warum Violet mit einer sagenumwobenen Prophezeiung in Verbindung gebracht wird, das dann stellenweise auch wieder geleugnet wird…. Das gipfelt dann in der Auflösung zum Teil auch in Widersprüche. Und der mächtige, düstere und sehr streng dargestellte König ist so oft inkonsequent und sowas von nicht furchteinflößend. Die Charaktere haben einfach keine klare Linie und im Verlauf kommen Randfiguren schier willkürlich in der Geschichte vor, ohne dass sie dem Sinn oder dem Plot irgendwie zuträglich sind.
Im letzten Viertel der Geschichte bekommt das Ganze endlich Drive und lebt auf. Da wird es spannend, da bewegen sich die Entwicklungen zwischen Kaspar und Violet nach vorne und auch die Handlung nimmt endlich einen dezenten, aber doch roten Faden auf. Doch zu spät.
 

Mein Fazit

Ich kann das Buch leider nicht oder nur bedingt empfehlen. Selten war ich so genervt und angeödet von einer Geschichte. Nicht mal das Ende konnte mich irgendwie besänftigen. Hier scheinen zwar eine Qualität und ein Potential durch, die dem Hauptteil der Geschichte aber gänzlich fehlt. Wer vielleicht Vampire-Romane mag, so ein bisschen im Stil der Black Dagger-Reihe, der kann hier unter Umständen was mit anfangen. Reine Romantasy-Fans die trotzdem reinschnuppern möchten, würde ich erstmal nur zur Leseprobe oder Ausleihe des Titels raten.