Rezension

Langatmig und ergebnislos

Seven Sins 1: Hochmütiges Herz - Lana Rotaru

Seven Sins 1: Hochmütiges Herz
von Lana Rotaru

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt:
»Ich freue mich auf das Spiel, Avery...«
Kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag erfährt Avery: Ihr Vater hat ihre Seele an den Teufel verkauft! Absolviert sie nicht die sieben Prüfungen der Sünden, wird sie um Schlag Mitternacht sterben und ihre Seele von dem gefährlich gut aussehenden Nox in die Hölle gebracht. Avery bleibt keine andere Wahl, als sich der Herausforderung zu stellen. Schließlich ist das ihre einzige Chance ihr Leben zu retten. Sie begibt sich in eine magische Welt voll übersinnlicher Gefahren und Versuchungen, in der Avery nicht nur um ihre Seele spielt, sondern auch um ihr Herz…

Sieben Sünden. Sieben Prüfungen. Und ein höllischer Vertrag...

Meine Meinung:
Zunächst einmal muss ich einen Hinweis aussprechen: Bei "Seven Sins 1: Hochmütiges Herz" von Lana Rotaru handelt es sich um eine Neuauflage der Deadly Sin Saga, welche die Autorin schon 2017 herausgebracht hat. Damals gab es die 2 Bände "Exordium" und "Superbia". Dieser erste Band der Neuauflage beinhaltet den ersten damaligen Band und einen Teil des zweiten Bandes.
Allerdings gibt es weder auf der Verlagsseite, noch auf den einzelnen Shops den Hinweis darauf, dass dieses Buch schon unter anderem Namen erschienen ist. Ich habe das alte Buch grob mit dem neuen verglichen und keine großen Abänderungen auf Anhieb entdecken können.

Aber nun zu der Neuauflage.
Die Idee hinter dem Buch finde ich grandios. Es gibt 7 Todsünden und zum Überleben müssen 7 Prüfungen absolviert werden. Das klingt sehr vielversprechend und nach viel Spannung. Leider scheitert es jedoch eindeutig an der Umsetzung.

Der Anfang hat mir wirklich gut gefallen, denn der Schreibstil ist sehr angenehm und besonders flüssig zu lesen. Die ersten 80-100 Seiten habe ich quasi in mich aufgesogen. Doch dann konnte man schon merken, dass es sehr langatmig wird. Bei knapp 500 Seiten Buch habe ich mich deutlich mehr als nur ein- oder zweimal gefragt: Muss das jetzt sein? Ist das wirklich nötig? Schon wieder? Wann geht es endlich voran? Das weiß sie doch schon! Kurz: Der Sinn hinter manchen Ereignissen und vor allem Handlungen war einfach nicht vorhanden. Es waren viele Seitenfüller, die bei einem so langen Buch absolut nicht notwendig gewesen wären.

Die Geschichte wird in Ich-Erzählung aus der Sicht von Avery erzählt. Man bekommt also ganz genau mit, was sie denkt und fühlt. Man erlebt alles aus ihrer Perspektive. Umso weniger verständlich ist es dann, wenn ihr Dinge erst sehr spät klar werden, die dem Leser schon lange bewusst sind.
Wenn man Geschichten aus dieser Sichtweise liest, dann hofft man natürlich, dass man sich mit der Protagonistin verbunden fühlt, dass man sich in sie hineinversetzen und ihr Handeln nachvollziehen kann. Bleibt dies aber aus, dann wird es schwierig.
Für mich waren so einige Reaktionen und Vorgehensweisen von Avery einfach absolut unverständlich. Wenn man weiß, dass von einer Prüfung das eigene Leben abhängt, dann sollte man doch eigentlich davon ausgehen, dass jemand alles dafür tut, um diese Prüfung zu meistern - vor allem, wenn die Zeit abläuft. Hier hatte ich jedoch eher des Öfteren das Gefühl, dass sie sich mit allen Mitteln davon ablenken möchte und lieber mit anderen Dingen beschäftigt, als eine Lösung zu finden.

Es gibt vor allem noch zwei weitere Charaktere, die eine besonders große Rolle in dem Buch spielen: Adam und Nox.
Adam, der Averys bester Freund seit Kindertagen ist, ist eine wirklich interessante Figur.
Auch Nox ist ein spannender Charakter.
Allerdings waren manche Verhaltensweisen im Umgang miteinander hier absolut nicht nachvollziehbar.
Zum Teil kommt hier das Wort "Höllendiener" übermäßig oft vor. Irgendwann habe ich nur noch die Augen verdreht, wenn ich es wieder einmal lesen musste. Während es am Anfang noch verständlich war, warum Avery dieses Wort nutzt, war es im Laufe des Buches einfach nur noch überflüssig. Denn wenn es eine Entwicklung in der zwischenmenschlichen Beziehung gibt, dann sollte man meinen, dass es auch eine Entwicklung in genutzten "Kosenamen" geben könnte. Aber vielleicht erwarte ich auch einfach zu viel.

Dann gab es auch noch Szenen, die zum Teil einfach unlogisch waren und bei denen ich mich gefragt habe: Wieso ist das denn beim Überarbeiten des Buches niemandem aufgefallen? Aber ich möchte hier nicht ins Detail gehen, um nicht zu spoilern.

Positiv war diesmal allerdings, dass in diesem Impress-Buch, das ja doch unfassbar lang ist, verhältnismäßig wenige Tippfehler, die mich ja sonst oft stören, vorgekommen sind. Das kann natürlich auch daran liegen, dass das Buch schon bei der Ersterscheinung ein Lektorat und Korrektorat hatte.

Am Ende des Buches dachte ich nur noch: Wie? Das war es jetzt? Wofür habe ich jetzt fast 500 Seiten gelesen? Denn eines muss ich sagen (Achtung kleiner Spoiler): Nicht einmal die erste der sieben Prüfungen wird in diesem Buch abgelegt.
Und jetzt denke ich mir nur noch: Soll ich den zweiten Band noch lesen oder tu ich mir das vielleicht lieber gar nicht erst an?
Es sind so viele Seiten gewesen, so viel Potenzial, und doch passiert irgendwie so gut wie nichts. All die Handlungen hätte man gut auf 200 Seiten herunterkürzen können.

Fazit:
Für mich war dieses Buch, das so vielversprechend klang und so viel Potenzial hat, durch die Umsetzung leider ein Reinfall. Es ist zu langatmig, es passiert zu wenig und die Handlungen der Protagonistin sind teilweise so gar nicht nachvollziehbar.
Wer aber keine Probleme damit hat, sich 500 Seiten durchzulesen, in denen so gut wie nichts Bedeutendes passiert und bei denen erst zum Ende hin mit einem Cliffhanger Spannung aufkommt, für den könnte das Buch eventuell etwas sein.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich nicht weiß, ob ich den zweiten Band überhaupt lesen möchte, obwohl ich ihn schon parat habe.