Rezension

Langatmig und stellenweise etwas wirr

Der dunkle Turm 1. Schwarz - Stephen King

Der dunkle Turm 1. Schwarz
von Stephen King

Inhalt:

Der Revolvermann ist seit Jahren auf der Suche nach dem schwarzen Mann. Er will ihn töten, weiß aber, dass dieses Ziel vermutlich noch in weiter Ferne steht, selbst, wenn er ihn endlich gefunden haben mag. Immer wieder stößt Roland, so sein Name, nur auf die Hinterlassenschaften seines Gegners. Er findet Leute vor, die wie vom Teufel besessen scheinen. Jedes Mal scheint es, als wäre der schwarze Mann ihm bereits einen Schritt zuvorgekommen.

Wichtigste Charaktere:

Der Revolvermann namens Roland ist der letzte seiner Art. Revolvermänner treten in die Fußstapfen ihrer Väter. Sie sind hart, sie sind nahezu unbesiegbar. In einer langwierigen und harten Prüfung als Kind müssen sie sich beweisen, um dann, wenn sie ihren Meister besiegt haben, in die Welt als eben jene treten zu dürfen, zu denen sie nun geworden sind: Männer, vor denen man sich fürchten muss und denen andere Menschen mit Recht Achtung schenken.
Roland selbst ist ein gebrochener Held.

Der schwarze Mann ist Roland stets einen Schritt voraus. Allerdings scheint Roland ihm mittlerweile so nah wie noch nie gekommen zu sein.
Jake ist ein Junge, der aus einer anderen Zeit, ja vielleicht sogar aus einer anderen Welt (der unsrigen) zu kommen scheint. Der Revolvermann nimmt ihn ein Stück mit auf seiner Suche und merkt, wie ihm das Kind allmählich ans Herz wächst.

Schreibstil:

King beginnt seinen Roman mit einer gut zwanzig Seiten langen Einleitung nebst Vorwort. Hierin erhält der Leser einen Einblick in die Gedanken des Schriftstellers zu seinem Werk und zu seinem Leben als Autor.
Ähnlich wie bei seinem Roman „Das Leben und das Schreiben“ nur eben auf weniger Seiten, hat man das Gefühl, einem wortgewandten und erfahrenem Mann dabei zuzuhören, wie sich sein Leben entwickelt hat. King stiftet den Leser an etwas zu wagen, seine Träume nicht ungelebt zu lassen.
Gemächlich formt King die Handlung seines Romans. Er lässt den Leser lange seinen Protagonisten beobachten, mit ihm die Welt erkunden, die trostlos und karg wirkt. Der Revolvermann trifft auf die Bewohner dieses Landes, die gebrochen und verängstigt wirken, ob dem, der plötzlich vor ihnen steht und dem, was sie bereits erlebt haben.
Die Sprache der Charaktere ist derb gehalten. Sie sind vom Leben abgehärtet und das kommt in ihren Worten herüber. Roland ist in seinen Sätzen sehr direkt. Nur selten formuliert er eine Frage und wenn er das tut, dann ist sie sehr zielgerichtet.
Kings Schreibstil in diesem Roman ist einerseits sehr plastisch, stellenweise sehr mystisch, dann wieder zäh und auch sehr verwirrend.
Stellenweise mag man sich als Leser fragen: Was will der Autor mir mit diesem Roman sagen. Wenn Roland nach ewiger Suche endlich auf den Schwarzen Mann trifft und dieser ihm zum Beispiel erst mal die (Tarot-)Karten legt, dann ist nicht nur der Protagonist, sondern vielleicht auch der Leser selbst verwirrt und stellt sich sodann unweigerlich die Frage: Wo ist der Realismus in dieser Szene geblieben, wirkt das nicht alles sehr surreal?
 

Fazit:

King wollte mit dieser Romanreihe etwas Besonderes erschaffen. Er erschafft ein Endzeitszenario, mit gebrochenen Helden mit großer Seelentiefe.
Er entführt den Leser in surreale Welten, Filmrisse, wirre Gedanken und Panik.
Trotz der komplexen Handlung und den vielfältigen Protagonisten hätte mehr Inhalt gut getan.
So langsam wie sich der Anfang entfaltet, wirken Mittelteil und Ende. Weshalb man sich für den zweiten Teil mehr Substanz wünscht.

Buchzitate:

Er war müde; zwischen hier und dem Grauen, das sich in Tull abgespielt hatte, dem letzten Dorf, war er am Tag sechzehn, manchmal achtzehn Stunden lang unterwegs gewesen. Und die letzten zwölf Tage sogar noch zu Fuß, weil das Maultier völlig am Ende war und nur noch aus alter Gewohnheit weiterlebte.

… aber seine Augen wirkten intelligent. Sie strahlten eine Unschuld aus, die in diesem Drecksnest nicht lange bestehen würde.

Sie sah ihm in die Augen; sie war wahrscheinlich hübsch gewesen, als sie hier anfing, aber die Welt hatte sich seitdem weiterbewegt.

Hör auf mit deinem Selbstmitleid, nimm es einfach hin.