Rezension

Langatmiges Gesellschaftsbild mit Krimitouch

Ein Mann aus bestem Hause - Anne Perry

Ein Mann aus bestem Hause
von Anne Perry

Bewertet mit 3 Sternen

Nackte Jungenleiche in Kanalisation schockiert die feine viktorianische Gesellschaft!

In der Kanalisation von London wird die nackte Leiche des 16-jährigen Arthur Waybourne gefunden. Vor seinem Tod wurde der Junge homosexuell missbraucht und er war an Syphilis erkrankt.

Ein heikler Fall für Inspector Thomas Pitt, denn das Mordopfer stammte aus angesehenen Kreisen und seine Familie ist der Meinung, die peinlichen Begleitumstände sollten verschwiegen werden.

Auch diesmal hat Pitt es seiner Frau Charlotte und ihren Beziehungen zu den richtigen Kreisen zu verdanken, dass die Affäre dennoch aufgeklärt wird.

Die Reihe um Inspector Thomas Pitt und seine mutige Frau Charlotte setzt sich in diesem Band fort. Mittlerweile sind die beiden Eltern von zwei Kindern und Charlotte hat sich mehr oder weniger an ein bescheideneres Leben gewöhnt.

Der heikle Fall, in dem es um Kinderprostitution und Homosexualität geht, zeigt einmal mehr die Doppelmoral der viktorianischen Gesellschaft auf, in der Männern der höheren Gesellschaftsschicht sämtliche „Unarten“ erlaubt sind, so lange sie nur geheim bleiben.

Dieser Aspekt der Story und auch die dazugehörigen Gedankengänge der Charaktere, sind sehr akribisch und gut nachvollziehbar dargestellt.

Das Problem ist nur, dass dies sehr ausführlich geschieht. Der Fall mäandert gemütlich vor sich hin, wird dadurch langatmig. Durch viele Wiederholungen von bereits Gesagtem verliert die Handlung leider sehr an Spannung und die Auflösung wirkt ziemlich zurechtgebogen, wobei man schon sehr bald ahnt, wer der wahre Täter sein muss.

Im Gegensatz zu den beiden anderen Romanen, die ich bereits gelesen habe, vermisste ich die von feinem Humor gekennzeichneten Wortduelle zwischen Thomas und Charlotte.

Fazit: Nicht der beste Roman aus der Pitt-Reihe, langatmig und wenig spannend!