Rezension

Langeweile statt Dramatik

Diebe! - Will Gatti

Diebe!
von Will Gatti

Bewertet mit 2 Sternen

»Dramatisch, rasant und voller Leidenschaft – ein Genuss« wird die Times auf der Rückseite des Buches zitiert. »Ein außergewöhnlicher Pageturner aus einer fremden, harten Wirklichkeit, der einen atemlos zurücklässt«, behauptet der Text auf der Innenklappe.
Nachdem ich mich durch die über 400 Seiten gelesen habe, fällt mein Urteil da etwas anders aus.

Mit einem hat der Klappentext recht: Will Gatti entführt den Leser tatsächlich in die labyrinthischen Gassen des südamerikanischen Barrio und lässt einen die trockene, stickige Luft des Vorstadtslums atmen. Ich konnte mir die Szenerie jederzeit bildhaft vorstellen, wenn sich Baz und Demi durch das heruntergekommene Armenviertel oder die belebte Innenstadt kämpften. Auch an Will Gattis Schreibstil kann ich nichts aussetzen. Baz und Demi sprechen zwar für meinen Geschmack etwas übertrieben umgangssprachlich, aber darüber konnte ich gut hinwegsehen. An einigen Stellen hat es Baz sogar tatsächlich geschafft, mir sympathisch zu sein.

Und damit sind wir auch schon bei dem Problem, das ich mit diesem Buch hatte: Es hat mich völlig kalt gelassen. Schlag auf schlag passiert den beiden jugendlichen Protagonisten, die fast noch Kinder sind, immerzu etwas Neues, das niemand in diesem Alter erleben sollte und das man sich hierzulande kaum vorstellen kann. Immer sind Baz und Demi auf der Flucht vor irgendwem, immer müssen sie achtsam sein, nie kommen sie zur Ruhe. Trotzdem kam für mich an keiner Stelle wirklich Spannung auf, ja teilweise fand ich den Roman sogar langweilig. Von der Dramatik, von der die Times schreibt, konnte ich nicht viel spüren, ebenso wenig von der Leidenschaft.

Auch mit den Charakteren konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Baz war die Einzige, die mich hin und wieder mit ihren Gedanken berühren konnte, aber nie genug, dass ich wirklich mit ihr gelitten oder mitgefiebert hätte. Es war schön zu sehen, wie sie in jeder Situation zu Demi hält und ihr Leben für ihn riskiert, sich sogar mit dem Feind einlässt, um ihn aus dem Gefängniskrankenhaus zu holen – aber das war es auch schon. Mehr Gefühl wollte bei mir einfach nicht aufkommen. Ebenso bei Demi und noch viel schlimmer bei den anderen wiederkehrenden Figuren des Buches. Die einzigen beiden Personen, die mir wirklich sympathisch waren, spielen nur kleine Nebenrollen.

 

Fazit

Schnell und rasant – ja. Dramatik und Leidenschaft – nein.
Für mich war »Diebe!« eher fader Kaugummi als ein Genuss.