Rezension

Langsamer Roadtrip mit kurzen Höhen

Heart. Beat. Love. - James Patterson, Emily Raymond

Heart. Beat. Love.
von James Patterson Emily Raymond

Bewertet mit 3 Sternen

Die Leseprobe zu dieser Geschichte hatte mich richtig begeistert und ich freute mich auf die Geschichte. Tatsächlich habe ich es dann auch innerhalb weniger Stunden gelesen.

Axi Moore ist ein sechzehnjähriges „Good Girl“ oder auf deutsch „Braves Mädchen“, während ihr bester Freund Robinson als „Bad Boy“ bezeichnet wird - von ihr, ihrem Vater und generell allen auf der Schule. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen gilt er als der absolute Mädchenschwarm.

Die Geschichte beginnt also direkt mit Axi, die uns mit all diesen Informationen versorgt, wartend in einem Café auf Robinson. Sie hat einen Roadtrip geplant und möchte, das Robinson mitkommt. Macht er natürlich gern. Er als Bad Boy hat die Schule ja sowieso schon geschmissen.

Beide sind als absolute Klischees beschrieben, was in der Zielgruppe noch funktioniert, aber erfahrene Leser wünschen sich doch etwas differenziertere Charaktere. Ungünstig war auch die Übersetzung in diesem Zusammenhang. Das Robinson Axi oft "BM stand für Braves Mädchen" (S. 34). Wenn hier die originale Version beibehalten worden wäre (ich vermute: GG für Good Girl), wäre mit dem Anglizismus ein weiteres modernes Element enthalten, das mehr Authentizität vermittelt hätte (immerhin geht es um Jugendliche unserer Zeit in den USA, da erscheint "BM" einfach unpassend). Zwangsweise alles einzudeutschen macht nicht immer Sinn.

Die Dynamik der Geschichte funktioniert in der Leseprobe ganz gut, da muss viel Dramatik auf wenigen Seiten passieren. Aber nachdem ich den Leseprobenteil jetzt nochmal und auch weiter gelesen habe, fand ich es irgendwie überhastet. Die Kapitel sind kurz (ca. 7 Seiten), außerdem mit vielen Bildern geschmückt und relativ großer Schrift. Die Geschichte lässt sich leicht und zügig lesen, wirkt im Nachgeschmack aber eher wie eine Kurzgeschichte, die mit den eben beschriebenen formalen „Tricks“ aufgestockt wurde. Allerdings möchte ich diese Tricks auch gern als modernes Element wahrnehmen und finde es tatsächlich toll, wie hier mit einfachen Mitteln der Eindruck etwas sei "Persönlich" erweckt wird.

Auch inhaltlich hat das Buch nicht ganz mithalten können mit dem ersten Eindruck. Gerade im ersten Teil habe ich keine Chemie zwischen Axi und Robinson gespürt. Der Hintergrund fehlt einfach. Woher kennen die beiden sich? Worauf gründen sich die Gefühle? Natürlich möchte man den Spannungsbogen nicht zu schnell auflösen, aber mir fehlte einfach die Verbindung zwischen den beiden. Nach meinem Empfinden könnten da zwei entfernt Bekannte aus unbekannten Gründen einen Trip zusammen machen, der rein gar nichts mit irgendwelchen Gefühlen füreinander zu tun hätte. Und nach dem ersten Teil der Reise, könnten diese beiden Fremden auch wieder getrennte Wege gehen, ohne dass es einen der beiden besonders beeindruckt hätte. Wären da nicht die ständigen Wiederholungen von Axi ihre Gefühle für Robinson betreffend. Es kam mir aber sehr einseitig vor, Robinsons Gefühle sind komplett undurchsichtig. Zwar gibt es Andeutungen, aber die sind so rar und flüchtig, dass man sie sich als Leser auch einbilden könnte.

Außerdem wird vor allem im ersten Teil der Fokus eher auf den Roadtrip gelenkt. Und auch hier: Kaum losgefahren, schon angekommen, Punkt abgehakt, weiter fahren, angekommen … für jeden Teilbereich gibt es eine Szene oder ein paar Gedanken, die ziemlich kurz beschrieben werden und - als würde man eine Checkliste abhaken beim lesen - geht es wieder weiter. Viele Gelegenheiten zum quatschen gibt es nicht, überhaupt fehlt es an persönlicher Interferenz. Dann kommt im zweiten Teil die große Wende. Endlich wird etwas aus der Vergangenheit enthüllt. Man hat es sich inzwischen schon fast gedacht und ist trotzdem noch etwas überrascht.

Gleichzeitig platzt dann auch endlich der Gefühlsknoten, der Leser darf an den bisher nur beschriebenen und hinterfragten aber nicht erlebten Gefühlen teilhaben. Leider etwas spät und auch nicht bis zum Ende überzeugend.

Alles in allem ist es ein gut zu lesender Schmöker, den man der empfohlenen Altersgruppe (ab 14 Jahren) getrost empfehlen kann. Vielleser, die auch den Vergleich mit anderen Büchern heranziehen würden, könnten diese Geschichte allerdings als etwas schwach empfinden.