Rezension

Langweilig ...

Gemmas Visionen - Libba Bray

Gemmas Visionen
von Libba Bray

Bewertet mit 2.5 Sternen

1895: Nach dem Tod ihrer Mutter besucht Gemma ein Internat für höhere Töchter in England. Die Mädchen werden dort auf ihr zukünftiges Leben im viktorianischen England vorbereitet. Doch nicht nur Gemma, sondern auch einige ihrer Mitschülerinnen, wünschen sich ein etwas anderes Leben und der Fund eines Tagebuches gibt ihnen die Chance dazu.

Eine Jugendmysterytrilogie, die im viktorianischen Zeitalter in England spielt, das klang für mich richtig gut. Ich habe schon viel über diese Zeit gelesen, Romane, aber auch Sachbücher, und Mystery kann richtig spannend sein. Leider hat mich der Roman von Anfang an nicht packen können. Hat man zunächst noch die Hoffnung, dass es im Laufe der Geschichte interessanter und spannender werden können, bleibt am Ende nur eines: Langeweile.

Dabei hat sich die Autorin gut geschafft, ein viktorianisches Gefühl zu erzeugen, ich fühlte mich durchaus in diese Zeit zurück versetzt, und die Probleme, denen junge Mädchen damals ausgesetzt waren, sind auch recht gut herausgearbeitet. Auch der Erzählstil mutet der Zeit angepasst an, was aber auch ein wenig die Crux des Ganzen ist, zu ausschweifend und zu wenig pointiert wird erzählt. Zwischendurch wird es immer wieder etwas interessanter, es blitzt auch gelegentlich Humor auf, doch immer mehr versinkt alles in der letztlich langweiligen Erzählung.

Ein Roman mit weiblichen Protagonisten, der im viktorianischen England spielt, verlangt, um unser heutiges Interesse zu wecken, nach unangepassten Heldinnen – und das sind Gemma und ihre Freundinnen, zumindest entwickeln sie sich im Laufe des Romans entsprechend. Leider handeln und agieren die Mädchen oft widersprüchlich, immer wenn ich meinte, sie verstanden zu haben, tun sie etwas nicht ganz Passendes. Gemma erzählt selbst in Ich-Form, wodurch man sie am besten kennen lernt und ihre Beweggründe eher versteht, wenn auch nicht immer billigt. Die anderen Mädchen lernen wir dagegen nur aus ihrer Perspektive kennen. Am besten hat mir eine der Lehrerinnen gefallen, sie zeigt, wie unabhängig auch eine Frau der damaligen Zeit in ihrem Denken sein kann. Die Rolle dieser Lehrerin in den weiteren Teilen der Trilogie hätte mich noch am ehesten interessiert, jedoch nicht genug, um diese tatsächlich lesen zu wollen.

Den Mysteryteil der Geschichte empfinde ich als recht verworren, ich hätte mir dessen Hintergrund besser herausgearbeitet und pointierter gewünscht Das kann natürlich auch daran liegen, dass es sich um eine Trilogie handelt und erst alle Bände zusammen die ganze Geschichte ergeben, aber ein erster Band soll auch neugierig auf den Rest machen und das tut dieser leider nicht. Es bleiben zwar einige Fragen, aber die sind nicht interessant verpackt worden. Sollte ich eine Zusammenfassung der Hintergründe abgeben, die bisher aufgedeckt wurden, hätte ich Schwierigkeiten. Welche Rolle spielen z. B. Kartik, der Mann aus Indien oder die Zigeunergruppe, die im Wald hinter der Schule haust? Mir erscheinen sie mehr als Staffage, Kartik nur als mögliches, sehr unpassendes und völlig unnötiges Love interest für Gemma …

Ich habe mich bei der Lektüre vor allem gelangweilt, auch wenn immer wieder die Hoffnung aufblitzte, dass es besser werden würde. Mein Hirn fiel in den Gelangweilt-Modus und noch nicht einmal der Humor konnte mich noch erreichen, ich nahm ihn zwar wahr, hatte aber bald nur noch ein müdes Gähnen übrig. In der Mitte habe ich den Roman für ein anderes Buch unterbrochen und ihn danach erst zu Ende gelesen, immer noch mit der Hoffnung auf Besserung. Gegen Ende wird es dann auch etwas spannender, aber für mich war das zu spät und hat die verworrene Geschichte auch nicht mehr retten können.

Ich vergebe 2,5 Sterne, vor allem dafür, dass mich der Roman gut in die viktorianische Zeit versetzt hat. Empfehlen kann ich ihn aber leider nicht. Auf die beiden Folgebände werde ich verzichten.