Rezension

langweilig

Die Sonnenposition - Marion Poschmann

Die Sonnenposition
von Marion Poschmann

Bewertet mit 2 Sternen

Ein Psychiater in der ehemaligen DDR. Eine Psychiatrie in einem alten Schloß. Die Autorin preisgekrönt. Das klang erstmal interessant. Auch der Anfang, als das zunehmende verfallende Schloß, welches die Anstalt beherbergt, beschrieben wurde, hat mir gefallen. Die Namen der Figuren (z.B. Altfried oder Odilo) sind seltsam, so sind auch die Figuren selbst und die Erzählweise. Zu Beginn habe ich das Buch gerne gelesen, man wurde ja noch in die Geschichte eingeführt und wartete auf die eigentliche Handlung. Aber das ganze Buch besteht nur aus Rückblicken, Selbstreflektionen und philosophischen Betrachtungen. Zunehmend langweilig.

Der einzige Lichtblick sind die Fallgeschichten der Patienten, denn die sind interessant. Leider werden nur 2x kurz die Lebensdeschichten von ca. je fünf Patienten umrissen, ohne dass näher darauf eingegangen wird. Ansonsten werden die Patienten kaum erwähnt und wenn, dann in meinen Augen unzutreffend. So wird z.B. gesagt, dass einige der Patienten sich an ihre Stühle klammern und den ganzen Tag damit hin und her durch´s Zimmer rutschen würden. Sowas habe ich in den über 20 Jahren Akutpsychiatrie noch nie gesehen und hier zeigen gleich mehrere Menschen so ein Verhalten ? Unwahrscheinlich. Auch wenn man an Hospitalisation denken würde, scheint mir dies doch weit hergeholt, da es sich ja nicht um jahrelange Unterbringung handelt, sich die Leute frei auf dem Gelände bewegen dürfen und es Abwechslung gibt. Später gibt es einen guten - leider nur eine Seite umfassenden - kurzen Abriss über die geschichtliche Entwicklung der Psychiatrie : Verwahrpsychiatrie versus Sozialpsychiatrie. Besonders treffend finde ich, wie die Autorin beschreibt, wie Medikamente die Gitterstäbe nach innen verlegen. Weniger zutreffend dagegen die Behauptung, die Patienten würden überall Ungeziefer und weiße Mäuse sehen. Optische Halluzinationen sind mir nur bei Delirien bekannt, und um sich noch im Entzug zu befinden, sind die Patienten schon zu lange auf dem Schloss, selbst wenn es sich um Benzoentzug und nicht um Alkoholentzug handeln würde. Dies scheint mir schlecht recherchiert zu sein.

Das Buch strotz nur so von Methaphern und Bildern, die gefühlte 80 % des Textes ausmachen. Manche haben mir richtig gut gefallen, weil sie so ungewöhnlich sind. z.B. S. 11 als der Arzt sein Bett beschreibt :  " Eine schwarzlackierte Leiste rahmt es ein, als schliefe ich in meiner eigenen Todesanzeige."

 Wie ein roter Faden zieht sich das Thema nicht auffallen, unsichtbar sein durch das ganze Buch, besonders in der ersten Hälfte. Immer wieder geht es darum, mit der Umgebung zu verschmelzen, nicht wahrgenommen werden, (Nebel, Dunkelheit, Regen, Kleidung undefinierbarer Farbe, Auto überkleben, als Hobby Erlkönigjagd (mußte ich erstmal googeln), tarnen, unscheinbar sein.

Insgesamt konnte ich mich trotz einiger guter Formulierungen und Gedanken nicht mit dem Buch anfreunden. Vielleicht ist es mir zu philosophisch oder zu intellektuell. Ich fand es schlichtweg langweilig.