Rezension

Langweilig, weil ich zu den Figuren keine Beziehung aufbauen konnte.

Das Haus der roten Töchter - Kazuki Sakuraba

Das Haus der roten Töchter
von Kazuki Sakuraba

Bewertet mit 2 Sternen

In ihrem Roman "Das Haus der roten Töchter" erzählt Kazuki Sakuraba ein Familienepos aus Japan. Der Roman erscheint 2019 im Heyne Verlag. Japan 1953: Manyo, das Mädchen aus den Bergen kann die Zukunft voraussehen. Ihre Visionen machen ihrem eigenen Stamm Angst und sie verstossen sie. Von nun an lebt sie bei einer Adoptivfamilie im Tal und fällt durch ihr äußeres Erscheinungsbild mit ihrem langen schwarzen Haar auf. Der Sohn der angesehenen Familie Akakuchiba nimmt sie später zur Frau. Wieso erwählt er ausgerechnet die arme Manyo? Ist ihre Schönheit der Grund? Erst nach Manyos Tod lüftet ihre Enkelin Toko dieses Geheimnis und auch die Aussage ihrer Großmutter auf dem Sterbebett, als sie behauptet, eine Mörderin zu sein.

"Yoji erwämte sich für die Sache und erklärte Manyo die Entstehung des Universums, die Form der Galaxie und die Beschaffenheit der Erde...dieses Wissen floss in Manyos schneeweißen, vollkommen leeren Schädel." Zitat Seite 111

 

"Das Haus der roten Töchter" beschreibt in seinen drei Teilen das Leben von drei Frauen.

Es beginnt mit der hellseherischen Manyo. Sie ist eine Tochter von "Bergmenschen", die wegen ihrer rätselhaften Visionen von ihrem Stamm verstossen wurde und von einer herzensguten Adoptivfamilie im Tal aufgenommen wurde. Dort kümmert sie sich um die jüngeren Geschwister und bleibt Analphabetin. Trotzdem heiratet sie später Yoji, den Sohn der reichen Familie Akakuchiba, die ein Stahlunternehmen in Benimidorid besitzt. In dieser Familie steigt Manyo zur Familienmatriarchin auf.

Im zweiten Teil geht es um Manyos rebellische Tochter Kemari, die Anführerin einer Motorradbande und später erfolgreiche Manga-Künstlerin ist.

Kemaris Tochter Toko erzählt im letzen Teil die Geschichte ihrer Familie und versucht das Rätsel von Mordfall ihrer Großmutter zu lüften.

Dieser Roman wird ruhig erzählt, die Figuren sind mit ihren Visionen teilweise unergründlich, die Pesonenvielfalt ist noch überschaubar, doch mir kommen sie alle nicht nahe. Das liegt daran, dass man ihre Wünsche, Gefühle und Hoffnungen gar nicht näher erfährt. Sie bleiben plakative Charaktere, die man handeln oder besser gesagt alles erdulden sieht.  

 

Manyos Ehe ist keine Liebesheirat, trotzdem bekommt sie mehrere Kinder mit Yoji, der nebenbei noch eine Konkubine hat. Die Visionen von Todesfällen begleiten Manyo weiterhin. Dies hat mich sehr gestört, denn es gibt keine realistische Handlung wieder. Ich wünsche in Romanen Klarheit über Vorgänge und keine Gespinste und mysteriösen Firlefanz. 

Auch Kemaris Leben entwickelt sich nicht sehr unterhaltsam.

Am Erzählstil ist nichts auszusetzen, die Wortwahl ist teilweise richtig gut, doch auch das bringt trotz einiger schöner Stimmungsbilder keinen Lichtblick ins Geschehen. Hier geht es eigentlich nicht mehr als um eine Wiedergabe von Geschehnissen. Eine echte Handlung ist kaum auszumachen. Man liest und fühlt sich wie ein fremder Außenseiter, der zu den Personen und Vorgängen keine Beziehung aufbauen kann. 

Der ganze Roman liest sich teilweise sehr fremdartig und verworren. Viele Belanglosigkeiten und Personenschilderungen wechseln sich ab und werden scheinbar ohne tieferen Sinn aneinander gereiht. Es gibt einige einzelne Sequenzen, die mir gut gefallen. Dazu ghört auch die realistisch klingende und interessante Beschreibung der Hochzeit. Leider konnte das die negative Wirkung des kompletten Buches nicht aufwiegen.

Diese Familie konnte mich mit ihren Schicksalen nicht erreichen. Manyo ist eine naive, duldsame Person, die ihre jeweilige Rolle ohne eigene Interessen einzunehmen und zu ertragen scheint. 

Kemari ist um einiges kämpferischer, bleibt aber als Erwachsene ebenfalls ziemlich konturlos. Und Toko versucht zwar, die Familiengeschichte aufzuklären, sie bleibt aber relativ blass und austauschbar. Die Spannung um die Auflösung von Manyos Geheimnis blieb auf einen niedrigen Level und hat mich am Ende auch nochenttäuscht.

 

Fragwürdig ist auch die Intention der Autorin. Sie zeigt hier den Wandel der Zeiten, jedoch wird Japans Zeitgeschichte hier durch die vorliegenden Informationen nicht genügend aufgeklärt. Ohne Vorwissen über die Nachkriegszeit und die Entwicklung der Wirtschaft mitsamt Bubble-Economy fehlen mir hier weitere Einblicke. Es wird die japanische Mentalität der Anpassung deutlich, Manyo fügt sich in ihre Rollen. Das war aber zu der Zeit auch im deutschen Frauenbild nicht anders.

 

Ein ziemliche fragwürdiger Roman über eine Familie mit einigen mystischen Vorgängen und Beschreibungen, die man nicht näher ergründen kann. Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen.