Rezension

Langweilige Umsetzung eines spannenden Themas

Blind - Rachel DeWoskin

Blind
von Rachel DeWoskin

Emma erleidet einen schrecklichen Unfall und ist fortan blind. Nun beginnt ihr eigener persönlicher Kampf. Sie muss vieles erneut lernen, wie ihre kleine Baby Schwester Lily. Dabei stößt sie an viele Grenzen und erleidet viele psychische Schmerzen. Kann sie wieder die alte Emma werden, ohne ihr Augenlicht? Und möchte sie das überhaupt? Langsam begibt sie sich auf die Suche nach ihrem "neuen" Ich, nach der Emma, die sie sein möchte und die sie sein kann.

Ein Buch, geschrieben aus der Sicht einer blinden Person? Das weckte sofort mein Interesse. Die Welt mit Emma, der Protagonistin, auf neue Weise zu erblicken, stellte ich mir sehr spannend und aufschlussreich vor.  Leider ist mir der Einstieg unfassbar schwer gefallen. Ich bin einfach nicht in die Geschichte rein gekommen, weil einfach nichts passiert ist. Es zog sich alles wie Kaugummi und ging nur träge voran. Dabei ist der Schreibstil wirklich in Ordnung, wobei Emma manchmal Gedankensprünge macht, die nicht sofort nachvollziehbar waren. Dann musste ich mich immer erst mal neu sortieren. Insgesamt hat Rachel Dewoskin aber einen wirklich angenehmen Stil, der entgegen dem Inhalt nicht zäh und träge war. Dadurch, dass ich kaum den Einstieg in das Geschehen fand, viel es mir auch unfassbar schwer, das Englisch zu verstehen. Das war eine riesige Herausforderung für mich. Allerdings hat sich das im Laufe der Geschichte um einiges gebessert, sodass ich sagen kann, dass es wirklich nur daran lag, dass ich Anfangs nicht hineingefunden habe.Emma erzählt zunächst von ihrem Unfall, den anfänglichen Schwierigkeiten, mit ihrer Blindheit um zu gehen und wie sie das fast in eine Depression fallen ließ, wenn das nicht sogar schon der Fall gewesen ist. Neben dieser Situation versuchen sie und alle anderen Bewohner der Stadt Sauberg den Selbstmord von Claire zu verstehen, zu verkraften und zu verarbeiten.  Ich hatte mir gewünscht, dass mehr auf den Selbstmord eingegangen wird, aber es handelt sich wirklich nur um Emmas Weg zur Besserung und zur Akzeptanz ihrer neuen Lebenslage. Sie selbst ist wirklich eine unfassbar starke Person, die mit Sicherheit vielen Lesern viel Kraft geben kann.
Wenn es vorher nicht der Fall war, so empfinde ich nach diesem Buch definitiv höchsten Respekt für alle Menschen da draußen, die ihr Augenlicht verloren haben und trotzdem ihr Leben meistern und dabei wahrscheinlich mehr "sehen" als alle anderen. Wir könnten uns eine Scheibe davon abschneiden und die Dinge, wie zB. Sehen nicht für selbstverständlich nehmen.  So aufschlussreich und interessant das Buch auch war, muss ich leider sagen, dass es schlichtweg langweilig war und sich ziemlich gezogen hat. Denn es hat mich vor allem emotional überhaupt nicht ergreifen können, weil es dafür aber auch keinen Nährboden gab. Damit möchte ich niemandem, der das gleiche Schicksal wie Emma erleidet, zu Nahe treten, denn so ein Leben ist in der Realität alles andere als langweilig.  Dennoch fehlte mir hier in der Geschichte etwas. Einen Höhepunkt oder einfach mehr Handlung. 
Der Blickwinkel auf Erblindung ändert sich nach dem Lesen auf jeden Fall und die Intension und Idee, die die Autorin hatte, sind klar ersichtlich und kommen auch beim Leser an, aber wenn man das Buch am Ende aus den Händen legt und sich freut, dass man endlich ein Neues anfangen kann, dann ist das wohl kein sehr gutes Zeichen.  

"Blind" ist ein Roman, der dem Leser die Welt mit anderen Augen zeigt und vielleicht sogar ermutigt nicht aufzugeben. Die Idee dahinter gefällt mir wirklich sehr gut und die Message der Autorin kommt definitiv an und regt zum Nachdenken an, allerdings fehlt das gewisse Etwas. Es ging nur schleppend voran und blieb spannungstechnisch immer auf dem gleichen Level. Großartige Höhepunkte gibt es - bis auf das Ende - leider nicht.  Dennoch bereue ich nicht dieses Buch gelesen zu haben, weil es meinen Blickwinkel verändert hat. Und auch wenn es bessere Bücher gibt, schadet es nicht mal einen Blick hineinzuwerfen.