Rezension

Langweiliges Buch über das Leben wohlhabender entwurzelter Palästinenser

Häuser aus Sand - Hala Alyan

Häuser aus Sand
von Hala Alyan

Bewertet mit 3 Sternen

Es fing so gut an: Salma, Mutter von drei erwachsenen Kindern, verwitwet, ist hellsichtig und liest aus dem Kaffeesatz, diesmal für ihre Tochter Alia, die bald heiratet. Was sie sieht - 'ein unstetes Leben, Flucht' - verschweigt sie. Auch sie selbst musste aus ihrer Villa in Jaffa fliehen und wurde woanders (Nablus, Amman) nie richtig heimisch.

Jetzt könnte es spannend werden und der Leser könnte einiges über Palästina, das Leben dort, das Leben der Geflüchteten, ihre Heimatlosigkeit, erfahren. Statt dessen entfaltet sich eine langweilige Geschichte, die so dahin plätschert, obwohl doch eigentlich dramatische Dinge in der Welt passieren: der 6-Tage-Krieg oder das Desaster mit den Twin Towers. Letzteres wird in einem kleinen Abschnitt sehr eindrücklich geschildert, das meiste aber nur kurz erwähnt. Man hat den Eindruck, einige der palästinensischen Damen sind an allem Möglichen interessiert, an Mode und ihren lackierten Nägeln, manche auch an Allah und am Koran, nicht aber an der Politik. Das scheint den Männern vorbehalten zu sein, aber über ihre Beweggründe erfährt man auch nicht viel.

Jedes Kapitel erzählt aus der Perspektive eines Familienmitgliedes von 1963 bis 2014, also über mehrere Generationen, jeweils mit Ortsangabe, so dass man als Leser gut orientiert sein könnte. Dazu gibt es einen Stammbaum vorne im Buch. Aber durch die vielen Rückblicke wirkte die Geschichte auf mich sprunghaft und zeitlich verworren. Außerdem gab es für meinen Geschmack zu viele Belanglosigkeiten und zu viele nichtssagende Dialoge.

Während viele Palästinenser unter schlechten Bedingungen in Lagern dahin vegetieren, genießt die Familie Yacoub ein privilegiertes Leben. Sie haben Geld auf einer Schweizer Bank, Wohnungen in Beirut und Hausangestellte. Es ist sicher traurig, aus seinem Land vertrieben worden zu sein und seine Heimat verloren zu haben, aber es berührt schon unangenehm, wenn sich die Damen den Tee von der indischen Hausangestellten servieren lassen, die ihre Familie nur alle zwei Jahre einmal sieht.

Die Sprache ist sehr unterschiedlich, teilweise poetisch, teilweise eintönig im Satzbau, was stakkatohaft wirkt. Als sehr störend empfand ich die vielen eingestreuten arabischen Wörter. Die kann man zwar hinten im Glossar nachschlagen, aber das stört den Lesefluss erheblich.

"Im Sommer wohnten sie bei teta." (139) - Warum nicht 'Großmutter'? - "...gehe ich später zum dakaneh …" - Warum nicht 'Markt'? - "Hi, jiddo … Ist teta bereit, …?"

Auch einige Stereotype und Klischees gefielen mir nicht: die Pariserinnen mit den rot geschminkten Lippen, die blauäugigen Männer, die nach ihrem Lachen gierten, schöne Frauen in dieser Stadt der schönen Frauen (Paris).

Für mich war dieses Buch trotz des wunderschönen Covers leider eine Enttäuschung, aber möglicherweise gefällt es anderen besser.