Rezension

Lansdale - ein Meister der Erzählkunst

Der Teufelskeiler - Joe R. Lansdale

Der Teufelskeiler
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 5 Sternen

Osttexas zur Zeit der Großen Depression: Die Dales führen ein hartes Farmleben, auch die beiden Söhne müssen mit anpacken, um das Überleben der Familie zu sichern. Der Vater bessert das Loch in der Hauskasse mit Ringkämpfen auf Jahrmärkten auf und ist deshalb manchmal tagelang nicht auf der Farm. Immer dann übernimmt der fünfzehnjährige Sohn Richard die Rolle des Mannes im Haus. So auch dieses Mal, doch kaum ist der Vater fort, sieht sich der Junge einer ernsten Gefahr in Form eines wilden Ebers (von den Einheimischen "Old Satan" genannt) gegenüber. Dieses Tier ist nicht nur riesig und hinterlistig, sondern auch berüchtigt und todbringend. Es verwüstet das Maisfeld, tötet die Hunde der Dales und bedroht die Familie. Richard trifft eine folgenschwere Entscheidung: Old Satan soll sterben. Gemeinsam mit seinem farbigen Freund Abraham, der seine ganz persönlichen Gründe dafür hat, den Keiler zu töten, und einem Rudel Jagdhunde begeben sich die beiden Jungen auf die gefährliche Jagd ...

Leseeindruck

Der gebürtige Texaner Joe R. Lansdale ist ein wahrer Meister seines Fachs – und das genreübergreifend. Das Mojo-Storytelling hat er erfunden und geprägt. Das sagt euch nichts? Dann wird es Zeit, Lansdale zu lesen, denn es charakterisiert eine ganze bestimmte Art des Schreibens: On point, hart, ehrlich, humorvoll und texanisch. Seine Geschichten packen und berühren den Leser, seine markanten Charaktere sind authentisch und die Schauplätze seiner Romane oft dort angesiedelt, wo er selbst seine Wurzeln hat. Ich könnte noch eine Weile so weiterschwärmen aber um es auf den Punkt zu bringen: Lansdale ist ein großartiger Geschichtenerzähler!

Auch der hier besprochene Kurzroman "Der Teufelskeiler" (OT: The Boar) bildet da keine Ausnahme. Es ist ein Roman über das Erwachsenwerden, über Freundschaft, Treue, Mut und Familienzusammenhalt. Rassenkonflikte werden angedeutet, sind aber hier nicht im Fokus. Der Schreibstil ist schlicht, dem Erzähler (unser Protagonist Richard) angepasst. Der Autor hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf, die Handlung schreitet zügig und spannend voran. Man liest die erste Seite und wird förmlich in die Geschichte eingesogen – kann den Sabine River hören, den Staub und Schmutz auf der Kleidung spüren und den Gestank des Keilers riechen. Ein besonders schönes Highlight sind sie liebevoll gestalteten Illustrationen von Henning Ahlers.

Fazit

Ein schmales Buch, das inhaltlich ganz groß daherkommt und mich tief beeindruckt hat, gerade weil es eine kurze und dabei so gehaltvolle Geschichte ist. Mein nächster Lansdale wird definitiv nicht lange auf sich warten lassen, ist er doch stets ein Garant für ein tolles Buch. Unbedingte Kauf-/Leseempfehlung!