Rezension

Lasst die Albträume beginnen.....

Aus dunklen Federn 2 - -

Aus dunklen Federn 2
von -

Bewertet mit 5 Sternen

# von außen #

 

Ich zitiere kurz aus dem Klappentext „Gänsehaut und Horrorfreuden“. Genau das verspricht das Cover! Passend zum ersten Teil gibt es blutige Hände und einen düsteren Hintergrund in grün...Seid ihr bereit einen Blick auf den Klappentext zu werfen?

 

Gänsehaut und Horrorfreuden: Erleben Sie zum zweiten Mal Schauergeschichten, feinsinnigen Splatter und finstere Fantasien Aus dunklen Federn. Ein Forschungstrupp kommt vom Wege ab. Ein Mann fährt zum Klassentreffen, doch sucht er dort keine alten Freunde. Ein freundliches Ehepaar will nicht länger die Schikanen ihres sadistischen Nachbarn hinnehmen. Sie alle ahnen nicht, welch grausame Folgen dies haben wird. Die Bestsellerautoren Markus Heitz und Kai Meyer, Thomas Finn, Boris Koch und viele andere öffnen die Türen der Realität und entfesseln in ihren Horrorgeschichten die ungeahnten Schrecken, die in der Dunkelheit lauern. Ein faszinierendes, abgründiges Lesevergnügen für alle, denen Rabenschwarz lieber ist als Feenrosa. Untermalt werden die Geschichten von den Titelbildern, die von den Autoren individuell selbst gestaltet wurden.

 

# von innen #

 

# erster Satz (und in diesem Fall auch der zweite) #

Mascha hatte einst für ihren Traum, Prinzessin zu werden, einiges aufgegeben. Den großen Zeh ihres linken Fußes, um genau zu sein.

 

Ist das nicht ein guter Einstand für den zweiten Teil der „Aus dunklen Federn“ Anthologie? Schon im ersten Teil gab es eine kleine, aber feine, gruselige Geschichte zur Einstimmung. Ich war also schon angeteasert und freute mich auf die weiteren Geschichten.

Erneut schaffte es die Herausgeberin, Sonja Rüther, große Namen zu vereinen. Um nur wenige zu nennen: Kai Meyer (ja, der „Die Seiten der Welt“-Kai Meyer), Markus Heitz (ja, auch wieder der Markus Heitz), Vincent Voss (gerade erst für den Vincent-Preis nominiert) und auch Sonja Rüther herself (Tipp: Blinde Sekunden! Was für ein Thriller!). Wenn man nur diese Namen liest ist die Erwartung schon sehr hoch. Zusätzlich gibt Sonja Rüther auch immer einem Newcomer die Möglichkeit seinen persönlichen Horror beizusteuer. In dieser Anthologie durfte Nicole Zöllner ihre Geschichte „Photosynthese“ dem dunkelbunten Haufen aus Horrorgeschichten hinzufügen und hauchte dem Ganzen noch grünen Atem ein.

In dieser Anthologie befinden sich 16 Kurzgeschichten von 11 Autoren. Das bedeutet 11 verschiedene Herangehensweisen an das allgemein gehaltene Thema „Horror“. Es werden eigentlich alle Bereiche des Horrors abgedeckt und es gibt noch einiges oben drauf. So haben mir besonders die Geschichten mit dem „gewissen Etwas“ gefallen:

Es gab eine Erzählung, die sehr an eine Dystopie erinnerte und eine ironisch, humorvolle Geschichte über einen Folterknecht. Da ich nun einige Anthologien gelesen habe, bin ich es gewohnt (und das dürfte auch normal sein), dass mir nicht jede Kurzgeschichte gefällt. Bei „Aus dunklen Federn 2“ kann ich zwar sagen, welche Geschichte mein absolutes Highlight war (dazu komm ich noch ^^), aber es gab keine Geschichte, die mir nicht zugesagt hat. Ich kann nicht mal sagen, dass es eine Geschichte gab, die nur „ok“ war. Hier zeigt sich die besondere Sorgfalt mit der Sonja Rüther arbeitet.

Nach all dem Lob, kommt nun noch mein Horror-Fangirl-Moment. Bereits im ersten Teil gab es eine Geschichte, die mir bis heute (immerhin über ein Jahr später ^^) die Freude an Rapsfeldern genommen hat. Und dieser Verbrecher war dieses Mal gleich mit zwei Geschichten vertreten. Ich spreche von Vincent Voss. Ich las seine Geschichten: es war helllichter Tag (Sonntagmorgen 10 Uhr) und ich hatte Gänsehaut, es gruselte mich und überall kribbelte es (fiese Erzählung über Spinnen...SPINNEN!). Und damit hat er geschafft, dass ich niemals (!), auch sei es nur auf der Durchfahrt, Halt im Kreis Segeberg machen werde und nun noch zusätzlich panisch auf meinen Schatten achte. Rapsfelder bestaunen - adieu, Campingplatz in Segeberg - adieu, panische Blicke auf den eigenen Schatten – willkommen.

 

Was gibt es sonst zu sagen? Es gibt kaum etwas schwierigeres als in einer kurzen Erzählung den Leser seinen persönlichen Horror durchleben zu lassen. In wenigen Worten muss so viel transportiert werden, es müssen Gefühle wie Angst und Panik erzeugt werden. Ich kann nur voller Begeisterung (hat man bislang nicht gemerkt, oder?) meinen tiefsten Respekt an jeden der 11 Autoren aussprechen. Es war mir eine Freude jede einzelnen Geschichte lesen zu dürfen und ich hoffe, nach dieser (verflucht) langen Rezension, konnte ich noch viele andere von „Aus dunklen Federn 2“ überzeugen.