Rezension

Late Show als Strafversetzung

Late Show - Michael Connelly

Late Show
von Michael Connelly

»Late Show« von Michael Connelly ist der erste Fall seiner neuen Protagonistin Renée Ballard, einer Polizistin in Los Angeles, die gebürtig aus Hawaii stammt und in die Abteilung der Late Show strafversetzt wurde. Nach einem persönlichen Zoff mit ihrem Teamleiter glaubte ihr kein Mensch. Man versetzte sie in den Nachtdienst.

Late Show ist die Bezeichnung, die jeder Absolvent der Police Academy (Rookie) für den Nachtdienst kennt. Sie ist vergleichbar mit dem Kriminaldauerdienst in Deutschland. Die Polizisten dieser Abteilung werden als Erste an die Tatorte gerufen, das Verbrechen aufzunehmen. Der Leute der Late Show kennen keinen Tagdienst, so kommt die Versetzung in dieser Abteilung einer Strafversetzung gleich kommt.

Ich möchte an dieser Stelle keine Inhaltsangabe zu dem Buch machen, einen besonderen Hauptstrang gibt es nicht. Dieser Plot ist viel zu komplex. Ballards Job sorgt für mehrere parallele Fälle. Sie müssen gleichzeitig abgearbeitet und gelöst werden. Ballard wird mit ihrem Partner in einer Nacht an mehrere Tatorte gerufen. Sie versucht, die Täter festzusetzen, aber eigentlich muss sie die Fälle bei Schichtende am frühen Morgen abgeben. So gibt es in einem Club die Hinrichtung von drei Gangstern samt weiteren Toten als Kollateralschäden, die brutale Vergewaltigung einer Lady und den Diebstahl einer Handtasche. Dem Roman bleibt vorbehalten, ob diese Fälle oder Teile davon zusammenhängen oder nicht. (Viel Spaß beim Lesen!)

Ballard trägt viele persönliche Probleme mit sich herum. Das erschwert zusätzlich die Ermittlungen und erhöht die Spannung.

Michael Connelly ist der Erschaffer von Bosch. Als ehemaliger Kriminalreporter der Los Angeles Times hat er sich auf Polizeikrimis in Los Angeles spezialisiert. So wundert es nicht, das auch Ballard in Los Angeles ermittelt. Der vorliegende Roman liest sich wie eine topaktuelle Fernsehserie. Wer Serien wie Bosch, S.W.A.T., The Rookie oder 19-2 mag, wird von »Late Show« sehr begeistert sein.

Der Leser hetzt mit der Surferin, die am Strand von Santa Monica und Ventura mit ihre Hündin Lola in der Pacificmetropole lebt, durch die Straßen von L.A.. Er lernt die verschiedensten Abteilung der Polizei kennen, er sieht die menschlichen Abgründe in den abgelegenen Straßenzügen. Connelly fährt außerdem ein vielschichtiges und großartiges Figurenensemble auf. Menschen aller Couleur kommen zu Wort, Forensiker von der Universität, Rechtsanwälte, Autoverkäufer, Großmütter, korrekte und korrupte Cops. Sympathische und unsympathische Figuren sind auffindbar.

Ein begeisternder Roman, der die Leser in die heutigen Straßen von Los Angeles zieht. Sehr empfehlenswert. Ich möchte ihn nicht missen!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020