Rezension

Lebe dein Leben!

Rosmarintage - Silke Schütze

Rosmarintage
von Silke Schütze

Direkt zu Beginn konnte das Buch optisch Pluspunkte sammeln, die hübschen Rosmarintöpfchen am unteren Seitenrand jeweils zum Kapitelwechsel gefielen mir sehr gut, ich mag solche kleinen Gimmicks, die zeigen, dass der Layouter sich Mühe gegeben hat.

Das Buch beginnt dann in einem Altenheim, Max Engel hat sich dort nach dem Tod seiner Frau einquartiert, auch wenn er noch recht fit für sein Alter (Mitte 70) ist. Doch schnell ist er der Umgebung überdrüssig und beschließt, noch einmal seine erste große Liebe wiederzutreffen. Die wohnt in Südfrankreich und ganz alleine traut er sich die Fahrt dann doch nicht zu und so überredet er die aktuell extrem genervte, aber eigentlich sympathischste Altenpflegerin Tamara ihn zu chauffieren. Unterwegs gabeln sie noch einen niederländischen Studenten auf, der sich ihnen anschließt und ein trampender Junge kommt auch noch mit dazu.

Dieser gibt dann auch Anlass für einen Exkurs in den Gesprächen und Gedanken der Figuren, zur aktuellen politischen Situation in Bezug auf Migration und Flucht. Ich weiß nicht, ob mir diese Abschweifungen behagen, inhaltlich empfinde ich sie als „in Ordnung“, möglicherweise etwas zu tolerant weltoffen für den deutschen Durchschnitt, aber sie passen nicht in meine Erwartungshaltung von Friede, Freude, Eierkuchen, die ich an das Buch hatte. Ich hatte als einziges Konfliktthema etwas über den Umgang mit alten Menschen in Pflegeheimen erwartet. Das wird übrigens auch angesprochen, allerdings nicht sonderlich vertieft. Das ist auch das größte Problem, des Buches, die Autorin reißt viele schwierige Themen nur kurz an und da sich die Figuren dann auch noch größtenteils einig sind, kommt nicht einmal eine Diskussion in Gang.

In Frankreich angekommen, ergibt sich, nach ein paar Wendungen, dann ein wunderbares Sommerbild voller Rosmarinduft, so wie ich es eigentlich vom ganzen Buch erwartet habe. Man kann die Stimmung riechen, schmecken, spüren…  Aber auch hierüber legt die Autorin einen Schatten, die Vergänglichkeit dieser Sommertage schwebt ständig über einem.

„Rosmarintage“ ist ein romantisch-trauriges Buch, in das die Autorin etwas zu gewollt zusätzliche Probleme eingebaut hat, als Fazit bleibt nur die Aufforderung: Bedenke, was dir wirklich wichtig ist, richte dich danach aus und lebe dann dein Leben und nutze jeden einzelnen Tag.