Rezension

Leben im Widerstand

Der Lavendelgarten - Lucinda Riley

Der Lavendelgarten
von Lucinda Riley

Bewertet mit 4.5 Sternen

Emilie steht an dem Totenbett ihrer Mutter. Nun ist Emilie de la Martinières die letzte ihres Geschlechts. Nach außen hatte Emilie eine zauberhafte Kindheit.  Doch ihre Mutter hatte sie nie wahrgenommen. Als Emilie 14 Jahre war, starb ihr geliebter Vater.

Jetzt ist Emilie gezwungen, sich um ihr Erbe zu kümmern. Eigentlich hatte sie sich als Tierärztin eine eigene Existenz aufgebaut. Nun ist sie nicht nur für das Pariser Haus und das Chateau verantwortlich, sondern auch für den Weinberg. Daran hängen Arbeitsplätze.

Kurze Zeit später lernt Emilie in einem Cafe den Engländer Sebastian kennen. Er erzählt ihr, dass seine Großmutter einst mit Emilies Vater im französischen Widerstand zusammengearbeitet hat.

Der Roman spielt in zwei Ebenen, einmal in der Gegenwart, das heißt im Jahre 1998, zum anderen 1943 während des zweiten Weltkrieges.

Der Teil in der Vergangenheit wird von Jacques, dem alten Winzer der Familie, erzählt.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Emilie legt Wert darauf, sich vom Leben ihrer Mutter abzugrenzen. Die Abneigung Emilies gegenüber ihrer Mutter durchzieht weite Teile der Geschichte.

Kurze Rückblenden in Emilies Kindheit führen zu den Wurzeln dieser Einstellung.

Sebastian tritt charmant auf, greift Emilie unter die Arme und erringt ihr Vertrauen. Auf geschickte Art hat es die Autorin allerdings verstanden,  einen Keim des Misstrauens bei mir als Leser zu hinterlassen.

Während in der Gegenwart vor allem Emilies Entwicklung zu einer selbstbewussten jungen Frau im Mittelpunkt steht, treffen in der Vergangenheit Edouard, Emilies Vater,  und Constance, Sebastians Großmutter, aufeinander. Constance wird von England aus nach Paris geschickt, um im Widerstand zu arbeiten.  Edouards Adresse  ist der letzte ihr verbliebene Anlaufpunkt, nachdem alle anderen zerschlagen worden sind. Sehr detailgenau werden die Ausbildung der Agenten, aber auch die Gefahren, in denen sich die Widerstandskämpfer befanden, gezeigt. Kompromisse gehörten zum Leben. Vieles war nach außen hin Schein, nicht Sein.

Einen interessanten Effekt hat  die Autorin eingebaut. Sowohl im Gestern, als auch im Heute spielt ein ungleiches Brüderpaar eine entscheidende Rolle.

Der Roman lässt sich zügig lesen. Er ist fesselnd geschrieben. Treffende Metapher und aussagekräftige Dialoge sorgen neben der spannenden und abwechslungsreichen Handlung für das Lesevergnügen.

Das Cover ist eher unauffällig.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der stärkere Teil war für mich die Geschichte der Vergangenheit. Damit hat die Autorin den vielen unbekannten Widerstandskämpfern ein literarisches Denkmal gesetzt.