Rezension

Leben in der Fremde

Das Land der Anderen -

Das Land der Anderen
von Leila Slimani

Bewertet mit 4 Sternen

Mathilde, jung, groß, blond, Elsässerin, Christin. Eine stattliche, lebenslustige Frau. Amine Belhaj, klein, schmächtig, Marokkaner, Muslim. Ein ehemaliger Soldat, der noch die Narben des Zweiten Weltkriegs trägt. Völlig ungleiche Paar lernen sie sich 1947 in Frankreich kennen, heiraten und lassen sich in der Nähe von Meknès nieder. Die gegenseitige Erwartung ist groß doch Mathilde leidet unter Kulturschock, weißt nicht, wie sie sich verhalten soll. Wo Amine den kargen Land, den er von seinem Vater geerbt hat, versucht mit allem Kräfte fruchtbar zu machen, zieht Mathilde die gemeinsamen Kinder groß, dabei fühlt sie sich einsam und oft ist sie nicht nur traurig, auch wütend. Doch es sind nicht nur die familiäre Probleme, die das junge Paar bewältigen müssen denn in den 50'ern eine Ehe zwischen einem Marokkaner und einer Französin ist nicht vorgesehen. Dazu kommen alltägliche Rassismus, die von Männern dominierten Traditionen und Konflikte zwischen den einheimischen und Franzosen. Aber Mathilde lässt sie sich nicht klein machen und gibt nicht auf...

Basiert auf dem Leben von der eigenen Großmutter nimmt Slimani uns nach Marokko und schildert sehr bildhaft das Leben des Bewohners. Schnörkellos, sehr ehrlich und ungeschönt erzählt sie über in zwei Kulturen geteiltes Land. Einerseits die Franzosen, die in dem eigenen Stadtteil wohnen und leben wie in Vorkriegszeiten in Frankreich, anderseits die Marokkaner, die in einfachen Bedingungen, mit viel Sorge und Not den Tag überstehen. Und Frage aller Fragen „Wer sind die Anderen?“

Ein vielschichtiger, fassettenreicher, lebendiger Roman der über patriarchale Geringschätzung die Frauen, über Herkunft, Heimat, Rassismus. Es ist der empfehlenswerter erster Band von Leila Slimani's auf drei Bände geteiltes Familiensaga und ich bin sehr gespannt auf das zweite Band, in der Sie von dem Geschichte ihrer Mutter erzählen wird.