Rezension

Leben in der Ukraine

Die andere Hälfte der Hoffnung - Mechtild Borrmann

Die andere Hälfte der Hoffnung
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Roman von Mechthild Borrmann schildert das Leben in der Ukraine aus der Sicht verschiedenster Personen. Da ist zum Einen Walentyna, die in der verbotenen Zone von Tschernobyl lebt. Sie war Krankenschwester in dem Krankenhaus nahe des Kernreaktors, ihr Mann Hlib arbeitete direkt dort. Als die Kernschmelze einsetzte, wollte es keiner wahrhaben, auch, als sie die Gegend verlassen mussten dachten sie an eine baldige Rückkehr und das alles doch nicht so schlimm sei. Hlib wurde krank, bekam Infusionen und eine Kur, doch von dieser Kur kam er nicht wieder zu ihr zurück. Der kleine Sohn schient gesund zu sein, Jahre später verstarb er an Leukämie.

Ihre später geborenen Tochter Kateryna möchte etwas aus ihrem Leben machen, doch einen Studienplatz trotz guter Noten erhält sie nicht. Alles läuft über Schmiergeldzahlungen, und das Geld dazu haben sie nicht. Sie nimmt begeistert das Angebot an, mit ihrer Freundin Olena an einem Austauschprogramm in Deutschland teilzunehmen. Mit einem Arbeitsvertrag in einem deutschen Restaurant kann sie sich das Studium finanzieren. Kaum sind  sie dort angekommen, werden ihnen die Pässe abgenommen und sie landen in der Zwangsprostitution.

Leonid Kyjan sucht schon seit längerer Zeit nach den vermissten Studentinnen, doch bei der Miliz wirft man ihm immer wieder Steine in den Weg. Als er dann auch noch suspendiert wird, verlässt er Kiew und ermittelt in Deutschland weiter.

Auch wenn die politischen Verhältnisse in der Ukraine nicht die neuesten sind, so vermitteln sie doch sehr anschaulich, wie das Leben der Bevölkerung dort ist, welche Hoffnungen und Wünsche sie haben, und wie schwer diese umzusetzen sind. Korruption ist allgegenwärtig und die Reaktorkatastrophe ist immer noch aktuell. Das Thema ist äußerst interessant, noch mehr fasziniert mich jedoch der Schreibstil Mechthild Borrmanns. Da ist kein Wort zuviel, Gefühle werden ohne Kitsch aber sehr eindringlich beschrieben. Man lebt und leidet mit.