Rezension

Leben kurz vor Ausbruch des 30jährigen Krieges

Der Astronom und die Hexe - Ulinka Rublack

Der Astronom und die Hexe
von Ulinka Rublack

Die Autorin Ulinka Rublack wurde in Thüringen geboren und lebt mittlerweile in Großbritannien. Sie lehrt an einer Universität in Cambridge Europäische Geschichte und veröffentlichte bereits einige Sachbücher.
Der Astronom und die Hexe beschreibt eine Zeit, in der die Kirchen ihren Einfluss massiv geltend machten. So wurden Wissenschaftler der Ketzerei beschuldigt, die die Erde als Kugel sahen und behaupteten, dass sie um die Sonne kreist. Unter anderem wurde im Jahr 1600 der Wissenschaftler und Mathematiker Giordano Bruno in Rom verbrannt. Aber nicht nur Astronomen und Naturwissenschaftler hatten es zu der Zeit schwer. Auch viele Frauen wurden denunziert und der Hexerei beschuldigt. Zwischen den Jahren 1580 und 1599 gab es alleine im katholischen Erzbistum Trier hunderte Menschen, die wegen Hexerei angeklagt wurden. Zur Verhaftung genügte eine Denunzierung der Betroffenen, ohne dass diese bewiesen werden muss.
Die Aufarbeitung der Anklage von Katharina Kepler, der Mutter von Johann hätte nie erfolgen können, wenn nicht im Jahr 1820 zwei dicke Bündel mit Schriften gefunden worden wären. Es handelt sich hier um Dokumente der Niederschriften, die alle den Prozess gegen Katharina Kepler betreffen.
In dem Buch wird nicht nur der Prozess erläutert. Der Astronom und die Hexe legt den Lebenslauf Katharinas dar. Wie sie mit ihrem Mann lebte und wie sie ihre Kinder fast alleine erzog. Der Begriff „Kindbett“ und seine Entstehung ist genau beschrieben. Es war einer ihrer Söhne, und zwar Heinrich, der sie im Jahr 1614 zum ersten Mal öffentlich als Hexe titulierte. Als sie 68 Jahre als war, wurde sie beschuldigt und von den Boten des Vogtes verhaftet. Es folgt die Beschreibung des Prozesses und auf welche Weise Katharina verteidigt wurde.
Mir gefiel das Buch sehr gut. Da gibt es zunächst eine Vielzahl an Abbildungen und zwei Karten. Kepler und seine damaligen Kollegen werden unter anderem präsentiert. Ein Foto des Denkmals von Katharina Kepler steht in Eltingen und das Foto wurde von der Autorin selbst gemacht. Mir gefiel auch, dass es hier nicht ein stures Abarbeiten der Fakten zum Prozess zu finden gibt. Viel mehr lernte ich die Lebensweise der damaligen Zeit kennen. Also die Schwierigkeiten der Menschen, wenn es um die Einstellung zu Gott und Kirche ging. Dass es damals bereits Armenkassen gab und sogar Kinder von minderbemittelten Leuten Stipendien für ein Studium erhielten. Das Leben Keplers selbst wird sehr genau beschrieben. Dass er sich nicht gerne wusch und wie er bei täglichen Verrichtungen nach dem Stand des Mondes richtete gehört ebenfalls dazu.
100 Jahre nach der Reformation, welche dann auch im 30jährigen Krieg ihren Höhepunkt erreichte, gab es in Deutschland gewaltige Umbrüche. Diese wirken bis heute nach und wer sich für deutsche Geschichte interessiert, muss dieses Buch einfach lesen. Das ist meine persönliche Meinung. Eins der besten Sachbücher, das ich las. Und davon gibt es viele.
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