Rezension

Leben, lieben, lachen

Solange ich in deinem Herzen bin - S. D. Robertson

Solange ich in deinem Herzen bin
von S. D. Robertson

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt: 

Will hat seiner kleinen Tochter Ella geschworen, immer für sie da zu sein. Und er tut alles dafür, um sein Versprechen zu halten. Bis zu dem Tag, an dem er tödlich verunglückt. Aber selbst der Tod kann das Band zwischen Vater und Tochter nicht zerreißen. Will erhält eine letzte Chance, um Ella Lebewohl zu sagen. Doch wie kann er den Menschen ziehen lassen, dem sein Herz gehört?

 

Über den Autor: 

S. D. Robertson kündigte seinen Job als Redakteur, um seiner wahren Leidenschaft nachzugehen und Schriftsteller zu werden.
Außerdem war er u.a. bereits als Animateur, Handelsvertreter und Mobilfunktechniker tätig und lebte in Frankreich, Holland und Australien. Mittlerweile ist der Autor mit seiner Familie in der Nähe von Manchester zu Hause.

 

Mein Fazit und meine Rezension: 

Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du nur noch wenig Zeit auf dieser Erde hättest? Würdest du all das tun, was du schon immer tun wolltest? Deine "Bucket-List" abarbeiten? Dich von deinen Liebsten verabschieden, um sie mit einem guten Gefühl zurück zu lassen? Oder würdest du kämpfen? 

Und nun stelle dir folgende Situation vor: von einem auf den anderen Moment wirst du aus diesem Leben gerissen. Ganz plötzlich. Vollkommen unerwartet. Was würdest du nun tun? Dich dem gleißenden Licht hingeben und "auf die andere Seite" wechseln? Könntest du das? 

S. D. Robertson hat mir mit seiner Geschichte genau diese Frage gestellt. Als William mit dem Rad auf dem Weg zur Schule seiner 6-jährigen Tochter Ella ist, wird er in einen Unfall verwickelt, der für ihn tödlich endet. Kaum steht er als Seele neben seinem Körper erscheint auch schon sein Lotse, um ihn auf die andere Seite zu bringen. Doch wie soll er seine geliebte Tochter allein zurück lassen, wo sie doch schon kurz nach ihrer Geburt ihre Mutter verloren hat und ihr nur ihr Vater geblieben ist? Will ist hin- und her gerissen und kann seiner Verzweiflung nicht entkommen. Könnte er doch nur zu seiner Tochter durchdringen und für sie da sein! Tatsächlich schafft er es und hilft ihr so, die Traue rum ihn zu verarbeiten - doch tut er das tatsächlich? 

Bereits mit den ersten Sätzen weiß der Leser ganz genau, woran er ist: obwohl man den Protagonisten Will noch nicht lange kennt - gerade mal den Bruchteil einer Sekunde - stirbt er und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Doch für Will ist es schwer sich von der Erde zu verabschieden und alles zurück zu lassen, denn er hinterlässt nicht nur seine Eltern und seine Schwester, sondern auch seine kleine Tochter Ella. Mir hat es das Herz zerrissen, als er nicht nur miterleben musste, wie seine Angehörigen von seinem schrecklichen Unfalltod erfahren - und wie sie leiden - sondern auch als er bei seiner eigenen Beerdigung zugegen war. Was muss das für ein Gefühl sein, den Menschen, die man liebt so nahe zu und doch so fern zu sein? Jeglicher Kontakt ist verboten, wird durch eine Art magischen Airbag untersagt, jegliche Verbindung scheint unterbrochen zu sein. Er spürt nichts mehr, weder Kälte, noch den Wind, er sieht nur all die traurigen und wütenden Menschen, die er zurück gelassen hat. Und er versucht damit zurecht zu kommen. 

Besonders Ella hat mir in dieser Geschichte sehr zugesetzt. Die kleine Süße ist gerade mal 6 Jahre alt und eine Vollwaise! Ihre Mutter starb kurz nach der Geburt, sie kennt (und hatte) nur ihren Vater und nun ist auch er für immer verschwunden! 

Wie also soll ein Vater entscheiden? Soll er in den Himmel gehen und dort auf seine geliebte Tochter warten, bis ihre Zeit (hoffentlich nicht zu bald) gekommen ist? Oder soll er an ihrer Seite bleiben und sich damit zu einem ewigen "Leben" oder besser gesagt Dasein auf der Erde verdammen, ohne jeglichen Kontakt zu haben? Auch mir wäre die Entscheidung sehr schwer gefallen. Doch mit der Zeit hat sich auch bei mir etwas herauskristallisiert und zwar ein Spruch, der mir erst vor kurzem wieder ins Bewusstsein gerufen wurde, aber immer da war: 

"Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Dieses Gefühl, diese Weisheit lässt sich auch hier anbringen und wenn man ganz tief in sich hineinhorcht und nur auf sein Herz hört, alle Gedanken im Kopf ausschaltet, dann erkennt man, dass man die Wahrheit schon die ganze Zeit gewusst hat ... 

Ein wirklich wunderschöner Roman, der viel zum Nachdenken gibt (auch über das eigene Leben und das eigene Ableben) und - trotz dem düsteren Thema - den Leser mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück lässt! 

 

Meine Bewertung: 5 von 5 Punkten