Rezension

Leben mit Mukoviszidose

Verschieben wir es auf morgen - Miriam Maertens

Verschieben wir es auf morgen
von Miriam Maertens

Bewertet mit 4 Sternen

Wieder brach eine Welt in mir zusammen. Mit sichtbarem Sauerstoffschlauch rumzulaufen - damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht. Mein Doppelleben würde auffliegen. Erwischt!
Leben mit Mukoviszidose
...und das ist schon ein bemerkenswertes, ein aussgewöhnliches Leben, das die Theaterschauspielerin Miriam Maertens führt.

Ihr Buch ist eine gelungene Mischung aus Biographie und Erfahrungsbericht. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihrer Familie, dem Theater und dem Doppelleben, das sie führt. Stets darauf bedacht, dass die Aussenwelt sie nicht als "krank" wahrnimmt. Auf der anderen Seite, das Leben mit Muko, die ständige Bedrohung, die über einem liegt, Krankenhausaufenthalte, tägliche 3-Stunden-Pflege der Lunge usw.

Ich fand es faszinierend, wie leichtfüssig und flüssig der Schreibstil ist, ohne dabei auch die Angst und den Ernst der Lage aussen vor zu lassen. Ich habe es an einem Nachmittag verschlungen und mich dann tatsächlich gefragt: War es vielleicht zu oberflächlich, weil es sich so wegliest? Aber das ist es ganz und gar nicht, sondern einfach sehr gut geschrieben und klasse vermittelt. Klar, es gibt immer Stellen, die man persönlich vielleicht gerne tiefer gehabt hätte, aber die Autorin andere Schwerpunkte setzt. Aber Miriam Maertens lässt ihre Leser da oftmals schon sehr nah und ungeschont an sich heran. Das und ihre gnadenlose Ehrlichkeit machen das Buch lesenswert.

Miriam Maertens ist ohne Zweifel eine bewundernswerte Frau mit einer unheimlich starken Persönlichkeit, deren Lebensweg sehr klar aufzeigt, wie wichtig der Umgang mit einer Krankheit oftmals für den Verlauf und vor allem die Lebensqualität ist. Jeder wird sich fragen, ob er selbst immer die Stärke gehabt hätte. 

Fazit: Ich bin weder ein Theaterfan noch kenne ich jemanden mit Mukoviszidose und dennoch habe ich dieses Buch verschlungen.
Ein Erfahrungsbericht, der Mut macht, zum Nachdenken anregt und einen starken Weg zeigt, mit Krankheiten umzugehen.