Rezension

Lebendige Geschichtslektion, die Spaß macht

Raffael - Das Lächeln der Madonna - Noah Martin

Raffael - Das Lächeln der Madonna
von Noah Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Ein aufrichtiger historischer Roman! Gut recherchiert hinterlässt er einen bleibenden Eindruck und weckt die Neugier auf die Kunst.

Raffael wächst im Hause seines Onkels in Urbino auf, der das außergewöhnliche Talent seines Neffen für die Malerei entdeckt. Sehr jung lässt sich Raffael zum Meister ausbilden, um die Werkstatt seines verstorbenen Vaters zu leiten. Kaum in diesem Beruf angekommen, muss er aus politischen Gründen fliehen und gelangt über prägende Aufenthalte in Perugia, Siena und Florenz nach Rom, wo er sich mit seiner Gabe zum Superstar der Malerei entwickelt.

 

Ich kann es kaum glauben, dass dieses Buch ein Debüt sein soll! Es wirkt in seiner sprachlichen und inhaltlichen Ausarbeitung vollkommen rund, und in jedem Satz spürt man die liebevolle Sorgfalt des Autors. Ich bin begeistert!

Schon das wunderschöne Cover ist ein Schmuckstück für das Bücherregal! Die farbenprächtige Landkarte im inneren Buchdeckel sieht sehr hochwertig aus, genau wie die gewählte Schriftart. Alles passt perfekt zum Thema.

Noah Martin hat mich in den ersten Kapiteln die Atmosphäre der einfachen und schwierigen Zeit Urbinos zum Ende des 14. Jahrhunderts wahrnehmen lassen, in die Raffael Sanzio hineingeboren wurde. Später dann, auf dem Weg die Karriereleiter des jungen Malers hinauf, erhielt ich Einblicke in die Herstellung von Fresken und Farben, die Ohnmacht der einfachen Bürger gegen den Klerus und den Adel, bis hin zu den unfassbaren Ränkeschmieden, politischen Auseinandersetzungen und zutiefst weltlichen Ausschweifungen des Papstes und seiner Getreuen. Die Beschreibungen von Orten, Personen und Handlungen sind sehr bildlich und gelungen, nie langweilig. Mir war, als wäre ich stets mitten im Geschehen dabei.

Es war mir nicht klar, wie nahe sich die Künstler Raffael, Michelangelo und Leonardo da Vinci als Freunde und Gegner in der Kunst wirklich waren, und welchen Stellenwert die Malerei in dieser Zeit hatte. Es muss atemberaubend und aufregend gewesen sein. Natürlich gab es auch Schattenseiten dieser Epoche, auch dies wird hier keinesfalls verschwiegen.

Die Figur des Raffael war mir in seiner Bodenständigkeit sehr sympathisch, allerdings bin ich mir nicht ganz im Klaren darüber, ob er sein Genie nur als Mittel zum Zweck gesehen hat. Hier fehlte mir etwas die Leidenschaft und Freude für die Arbeit, die ich nur in den Momenten fühlen konnte, in denen er seine geliebte Margherita gemalt hat. Vielleicht war es so, wer weiß? Besonders ins Herz geschlossen habe ich Raffaels Freund Daniele, der über die ganzen Jahre seine Rolle als Geistlicher aufrichtig und würdevoll gelebt, und sich dabei immer einen wachen Blick auf das Richtige bewahrt hat.

„Raffael - Das Lächeln der Madonna“ ist nicht nur eine Erzählung über den Werdegang des Malers Raffael Sanzio, sondern auch ein Porträt über das Lebensgefühl zum Beginn der Renaissance mit ihren politischen Machtspielen und der aufstrebenden Entwicklung von Kunst und Bildung. Die gute Recherche des Autors macht den Roman glaubhaft zu einer lebendigen Geschichtslektion.

 

Mir hat das Buch viel Freude gemacht und mich sogar dazu verführt, über eine Reise nach Rom nachzudenken. Ich würde mir weitere historische Romane dieser Art wünschen, die mich der Kunst näher bringen!