Rezension

Lebensecht

Was für immer zählt - Nelly Fehrenbach

Was für immer zählt
von Nelly Fehrenbach

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn ein alleinerziehendes Elternteil einen neuen Partner in seinem Leben hat oder haben möchte, ist das für die Kinder meistens unangenehm. Sie wollen Mama/Papa nicht teilen, sie fühlen eine gewisse Loyalität zum jeweils anderen Elternteil, sie wollen sich von "Fremden" die dann zu Stiefeltern werden nichts sagen lassen...
All diese Gründe hat auch die 15jährige Leonie, und noch einige mehr. Denn gleichzeitig mit dem Auftauchen eines neuen Kollegen ihrer Mutter verlieben sich auch ihre besten Freunde (und davon hat sie nicht viele), und sie fühlt sich überall nur noch wie das 5. Rad am Wagen. Außerdem ist ihr Vater tot, und sie selbst im Rollstuhl, und so ist sie mehr denn vielleicht viele andere Kinder auf ihre Mutter angewiesen, sowohl emotional als auch aus praktischen Gründen. Und diese Mutter will sie mit niemandem teilen.

So viel Verständnis ich für Leonie aufbringe, so sehr möchte ich dennoch nicht, dass Yvonne für ihre Tochter all ihre Bedürfnisse vernachlässigt. Aber Yvonne fühlt sich nun mal schuldig am Unglück ihrer Tochter. Denn sie saß am Steuer, als der Autounfall ihr den geliebten Mann und ihrer Tochter die Beine nahm...

Die Geschichte ist absolut lebensecht geschrieben, die einzelnen Protagonisten sind in ihren Ansichten und Motivationen grundverschieden und doch alle absolut verständlich. Das Setting einer Krankenhausschule, das dann leider doch nur eine eher geringe Rolle im Roman spielt, war für mich komplett neu; und ich finde es immer gut wenn ich von einem Buch noch überrascht werde, etwas Neues erfahre und/oder nicht schon hundertfach Gelesenes anders verpackt präsentiert bekomme.  

Zudem ist der Schreibstil äußerst angenehm. Schön zu lesen und vor allem gibt es keine ellenlangen (unnötigen) inneren Monologe der Protagonisten. Und auch die kleinen Einheiten von trockenem Humor in einzelnen Dialogen sind genau meine Wellenlänge!