Rezension

Lebensträume

Das Versprechen, dich zu finden
von Anne Youngson

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem Tina Hopgoods beste Freundin tot ist, kann ihr gemeinsamer Traum nicht mehr verwirklicht werden. So schickt Tina einen Brief nach Dänemark an Professor Glob, der am dortigen Museum arbeitet. Er hatte zu ihrer Jugendzeit ihrer Klasse ein Buch gewidmet und tiefen Eindruck hinterlassen. Doch inzwischen ist auch der Professor verstorben, weshalb ihr Brief vom Museumskurator Anders Larsen beantwortet wird. Zwischen den beiden entsteht ein reger Briefwechsel, der zwischen den Zeilen erkennen lässt, wie einsam die beiden mittlerweile sind und die Post des anderen gerade deshalb umso mehr genießen. Sowohl Tina als auch Andrew haben noch Träume. Werden sie den Mut aufbringen, sich noch einmal ins Leben zu stürzen?

Anne Youngson hat mit ihrem Buch „Das Versprechen, dich zu finden“ einen unterhaltsamen, aber auch nachdenklich stimmenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Die Handlung wird aus dem wechselseitigen Briefwechsel bestimmt. Der Leser lernt sowohl Tina als auch Andrew durch deren Zeilen sehr gut kennen, denn nicht nur ihre Interessen liegen vor ihm wie ein offenes Buch, sondern auch ihre Gedanken, Gefühle und Träume, die sie vom Leben hatten. Die Autorin vermittelt dies so geschickt, dass man als Leser das Gefühl hat, den beiden direkt in die Seele zu schauen. Gleichzeitig gibt sie die versteckte Botschaft, dass man das Leben anpacken und sich etwas zutrauen muss, um sich seine Wünsche zu erfüllen. Denn irgendwann ist es zu spät, und man wird es immer bedauern, nicht den Mut gehabt zu haben, Dinge zu wagen. Schön zu beobachten ist auch die wachsende Vertrautheit, die die beiden Protagonisten zueinander gewinnen, je länger der Briefwechsel fortschreitet. Man könnte fast sagen, dass sich hier in ihrer Einsamkeit eine Zweisamkeit entwickelt.

Die Charaktere sind schön ausgestaltet und in Szene gesetzt. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, denn sie gewähren ihm einen guten Einblick in ihr Leben. Sowohl Tina als auch Anders sind inzwischen über 60 Jahre alt und haben den größten Teil ihres Lebens hinter sich. Beide haben Verluste erlitten, die sie hart getroffen haben und gleichzeitig den Spiegel vorhielten, dass das Leben endlich ist. Nun reflektieren sie die vergangene Zeit und fragen sich, was sie noch zu erwarten haben. Aber leben heißt nicht, auf Dinge zu warten, sondern selbst auch die Initiative zu ergreifen, damit es spannend und lebenswert bleibt.

„Das Versprechen, dich zu finden“ ist ein eher leises Buch, dass den Leser zum Nachdenken anregt, um über das eigene Leben nachzudenken und vielleicht die ein oder andere Erkenntnis daraus zu gewinnen. Eine verdiente Leseempfehlung für alle, die Bücher in Form von Briefform mögen!