Rezension

Lebensweisheiten

Flüchtig - Hubert Achleitner

Flüchtig
von Hubert Achleitner

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch hat mich damit überzeugt keine idealisierten Lebensgeschichten zu erzählen, sondern realistische.

Das Buch hat mich damit überzeugt keine idealisierten Lebensgeschichten zu erzählen, sondern Wege, wie sie tatsächlich jeden Tag von den allermeisten Menschen beschritten werden.

Das Buch bietet keine schnulzigen Liebesgeschichten, keine Dramen mit Happy End, keine Rätsel mit anschließender Auflösung. Denn so ist da Leben nur in Büchern, Filmen und anderer Fiktion. In Wirklichkeit verläuft kaum ein Leben perfekt gerade den Berg hinauf und das immer auf der Sonnenseite. Tatsächlich geht es immer wieder einmal bergab, dann wieder bergauf. An manchen Tagen hängen dunkle Wolken am Himmel und im Pessimismus geht so manches zu Bruch. Am nächsten Tag kann schon wieder die Sonne scheinen und das Leben ist schön, birgt aber auch die Gefahr von Unbesonnenheit im Rausch der Euphorie.

Diese grundlegenden Weisheiten nehme ich am Ende der Geschichte mit. Es ist fast deprimierend, aber gleichzeitig auch erleichternd – zur Abwechslung mal ein Buch, das mir im Gegensatz zu so vielen anderen vor Augen führt, dass das Leben für niemanden perfekt ist. Es gibt in dem Buch viele Beispiele dafür: Die Geschichte handelt zwar im Wesentlichen von Maria und Herwig - einem Paar das über die Jahre das Glück verloren hat und das jeder auf seine Art wiederzufinden versuchen - aber es wird auch einige Zeit darauf verwendet die Geschichten der Menschen zu erzählen, die einen der beiden für einen Abschnitt im Leben begleiten. Wenn wieder mal eine solche Geschichte über irgendeinen Nebencharakter anfing, habe ich innerlich aufgestöhnt: Nochmal eine Erzählschleife, die das Buch in die Länge zieht. Aber dann fand ich es doch immer spannend – vor allem die Wendungen, die ihre Leben nahmen und deren Unterschiedlichkeit untereinander. Am Ende muss ich sagen, machen die vielen Lebensgeschichten das Buch aus und unterstreichen dessen Botschaft: das Leben ist nicht perfekt, deswegen muss jeder für sich den Weg finden, den man darin beschreiten will.

Ich habe dem Buch als Hörbuch gelauscht und hätte lieber selbst gelesen. Die Stimme der Sprecherin ist mir immer wieder zu dominant und häufig zu träge. Vielleicht liegt letzteres aber auch an dem Schreibstil, der sich viel Raum nimmt für Kleinigkeiten, Abschweifungen und Erkenntnisse. Wie mit den Geschichten der Nebencharakter ist meine Meinung dazu zwiespältig: Es streckt die Erzählung, ist aber dann häufig doch wieder ganz interessant. Das ist vermutlich - ebenso wie die Arbeit der Sprecherin - Geschmackssache und ich würde empfehlen sich selbst eine Meinung zu bilden. Dabei gewinnt man auf jeden Fall viele Lebensweisheiten dazu.