Rezension

Lebensweisheiten am Abgrund

Jenseits des Abgrunds -

Jenseits des Abgrunds
von Francesc Miralles

Bewertet mit 3 Sternen

Die Idee des Buches gefällt mir sehr gut, aber in der Umsetzung hat einiges gefehlt!

Ein Roman über den Sinn des Lebens. "Jenseits des Abgrunds" von Francesc Miralles und Ángeles Doñate erzählt eine tiefgründige Geschichte über das Abenteuer des Lebens.

Toni möchte die Asche seines Bruders in den Bergen verstreuen und trifft an einer steilen Felsklippe auf einen alten Japaner. Dieser heißt Kosei-San und lebt zurückgezogen ganz in der Nähe in einer kleinen Hütte. Kosei-San ist eine Art Wächter und Beschützer, denn er ist für viele hoffnungslose Menschen die rettende Hand. Auch Toni wird von ihm zu einer Tasse Tee in seine Hütte eingeladen. Bei Kosei-San lernt Toni die Vorzüge des Lebens und sich selbst kennen...

Das Cover des Buches gefällt mir richtig gut. Es zeigt passend die Berge und lädt zum Träumen und Philosophieren ein. Ich verstehe nur nicht genau, weshalb ein See bzw. ein Meer abgebildet ist, da von beidem im Buch nicht die Rede ist. Das Cover passt zudem toll zu "Der Sternenfänger", einem weiteren Buch des Autors. Beide Bücher haben allerdings inhaltlich nichts miteinander zutun.

Der Schreibstil des Autors hat mir die meiste Zeit gefallen. Wobei ich finde, dass man öfter gemerkt hat, dass das Buch von zwei Autoren geschrieben wurde. So hat es zumindest auf mich gewirkt. Mich hätte bei diesem Buch sehr interessiert, weshalb es von zwei Autoren geschrieben wurde, doch leider erfährt man dies nicht. Dass "Jenseits des Abgrunds" auf einer wahren Geschichte beruht, finde ich sehr beeindruckend! Beim Lesen habe ich mich oft gefragt, inwieweit die Geschichte von der Realität abweicht und was in Wirklichkeit geschehen ist.

Die Charaktere waren gut ausgearbeitet. Der Protagonist Toni war mir persönlich unsympathisch und oft zu unschlüssig. Er wirkte menschlich, tollpatschig und respektierte die Privatsphäre von Kosei-San nicht. Aus diesem Grund konnte ich ihn einfach nicht leiden, wobei das natürlich Geschmackssache ist und auch nicht negativ meine Bewertung beeinflusst hat. Kosei-San wurde genau so dargestellt, wie ich ihn mir von Beginn an vorgestellt hatte! Er entsprach komplett dem Bild in meinem Kopf. Ihn wiederum finde ich genial! Er ist weise, hat viel erlebt und erreicht, was ich bewundernswert finde.

Die Geschichte besteht im Prinzip aus kleineren Geschichten vereinzelter Charaktere, die oft jeweils nur in einem Kapitel eine Rolle spielen. Diese wurden realisiert beschrieben, doch einen Bezug habe ich nur zu den wesentlichen Charakteren herstellen können. Insgesamt haben mir aber die einzelnen Geschichten zu den Charakteren sehr gefallen.

Die Handlung war für meinen Geschmack zu vorhersehbar und wirkte ein wenig konstruiert. Das Ende des Buches war mir schnell offensichtlich. Ich finde leider, dass die Umsetzung nicht ganz gelungen ist, bzw. hat es mich emotional nicht abgeholt. Eine Message ist zwar bei mir angenommen, doch viele Themen wurden angeschnitten und zu schnell wieder abgetan. Aufgrund der geringen Seitenanzahl kann man nicht zu viel Tiefgang erwarten. Die Kapitel jedoch lassen sich flüssig lesen, wobei ich manche Kapitel zweimal gelesen habe, um die versteckte Aussage des Autors zu verstehen.

Nach Beenden des Buches braucht man garantiert erstmal eine Verarbeitungspause. Ich denke das Buch wird mir noch eine Weile in Gedanken nachhängen. Ich finde die Geschichte ist lesenswert, wenn man sich auf tiefgründigere Themen einstellen kann.