Rezension

Lebt von der Dynamik zwischen Zorn und Schröder

Zorn - Wo kein Licht - Stephan Ludwig

Zorn - Wo kein Licht
von Stephan Ludwig

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dies ist der dritte Band der Reihe. Und da ich in meinen Rezensionen zu den ersten beiden Bänden schon einiges über Charaktere, Schreibstil und den ganzen Rest geschrieben habe, fasse ich mich nun kurz:

Originalität: Zorn und Schröder sind nach wie vor der Knaller – ein so schräges und doch irgendwie perfektes Ermittlerduo sieht man nun wirklich nur selten. Oder sind sie sogar einzigartig?  Leider kann die Handlung da in meinen Augen nicht ganz mithalten: die fängt zwar stark an und hat enorm viel Potential, schöpft es aber nicht vollends aus.

Spannung: Der Autor lässt sich zu früh in die Karten schauen. Die Auflösung hat wohl auch unerwartete Aspekte zu bieten, vieles ist jedoch keine große Überraschung mehr.

Logik / Schlüssigkeit: Eigentlich ist der Fall ziemlich komplex, auch wenn das etwas untergeht, weil man als Leser zu früh zu viel erfährt.  Obwohl die Spannung dadurch etwas verpufft, fand ich den Fall solide konstruiert, da passen die Puzzlesteine sauber und ohne Logiklücken zusammen.

Charaktere: Wie schon gesagt, Zorn und Schröder sind ganz großes Kino. Männerfreundschaft, wie sie rührender, witziger, absurder und problematischer nicht sein könnte. In meinen Augen sind die beiden als Charaktere stark genug, um auch einen mittelmäßigen Fall zu einem guten Buch zu machen – ich würde mir aber für den nächsten Band wünschen, dass sie in einem richtig erstklassigen Fall brillieren dürfen. Ewig lässt sich eine Reihe nicht nur durch gute Charakterzeichnung tragen.

Erstaunlich fand ich, was für düstere Aspekte Schröders Leben hat (wie es sich ja auch im zweiten Band schon abgezeichnet hat), da hoffe ich noch auf eine nähere Erklärung in den Folgebänden.

Schreibstil: Niemand kann einen faulen, überforderten Kommissar, der keinen Bock auf gar nix hat, so überzeugend schreiben wie Stephan Ludwig, und das noch so, dass es richtig Spaß macht. Dabei beherrscht er nicht nur den trägen Sarkasmus, den ich mit Claudius Zorn verbinde, sondern schüttelt bei Bedarf auch echte Tragik und zwischenmenschliche Nuancen aus dem Ärmel. Und der Humor ist vom Allerfeinsten (wenn man seinen Humor tiefschwarz und ein bisschen böse mag).

Fazit:
Ohne Zorn und Schröder wäre dies wohl ein Buch, das ich lese und dann achselzuckend in den nächsten öffentlichen Bücherschrank stelle. Der Fall an sich konnte mich nicht vollkommen überzeugen. Die beiden gegensätzlichen Ermittler sind jedoch so lebendig, authentisch, liebenswert, schwierig, witzig, tragisch und rührend, je nach Situation, dass ich auch den dritten Band der Reihe wieder sehr gerne gelesen habe.