Rezension

Lecker bis zum Schluss

Die Eismacher
von Ernest van der Kwast

Bewertet mit 4 Sternen

Der Sommer ist da und Ernest van der Kwast hat mit „Die Eismacher“ den passenden Roman für die wärmste Jahreszeit geschrieben. Mir lief jedenfalls schon beim Betrachten des Buchcovers das Wasser im Munde zusammen. Überhaupt brennt der Autor ein sinnenfrohes und emotional aufgeladenes Feuerwerk ab, dass bisweilen sehr witzig und im Abgang weise rüberkommt. Wie sich im ersten Abschnitt der Vater des „Ich“-Erzählers vor dem Fernseher in eine deutsche Hammerwerferin verliebt, die gerade an den Olympischen Spielen teilnimmt, das hat etwas von großer Komik. Und das alte Lied vom verlorenen Sohn und dem Daheimgebliebenen bringt bei mir was zum klingen.

Giovanni, der „Ich“Erzähler, bricht mit der Familientradition. Er ist das schwarze Schaf, der unverstandene Sohn, der sich statt etwas anständiges zu lernen, wie dem Eismachen, sonderbaren Lyrikern und der Literatur an sich widmet. Im Gegensatz dazu pendelt sein Bruder zwischen Rotterdam und Südtirol hin und her, um die Eisdielen zu betreiben. Luca ist kleinbürgerlich spießig auf der einen Seite, auf der anderen Seite kreativ und innovativ, was seine Eiskreationen angeht. Es ist schon bald klar, dass die Sprachlosigkeit zwischen den Brüdern einen Grund haben muss, der ausnahmsweise nichts mit der Eisdiele zu tun hat, die das eigentliche Familienzentrum ist. Es fällt nicht schwer zu erraten, woher die dezente Abneigung rührt. Natürlich ist eine Frau Schuld.

Ernest van der Kwast kennt ohne Frage die Rezeptur zum Bestseller schreiben. Er beherrscht sein Handwerk, erweckt Weltbürger und Menschen vom Lande glaubhaft zum Leben und breitet eine interessante Geschichte vor dem Leser aus. Schwierig fand ich allenfalls die nicht lineare Erzählweise. Der Autor springt gelegentlich quer durch die Familien-und Zeitgeschichte und seine Lyrikfixierung teilen sicherlich auch nicht alle Leser. Ich habe hier manches Gedicht einfach übersprungen, weil es mir schlicht zu viel wurde. Aber das sind Kleinigkeiten, die dem Lesevergnügen keinen Abbruch tun. Zu gut ist die erzählte Geschichte. Zu gut der sehr erwachsene Schreibstil, da ist so eine gesunde Distanz, eine moderne Sprödigkeit, des Weitgereisten, die den Leser in seinen Bann zieht. Insgesamt ein absolut lesenswerter Roman. Außerdem konnte ich noch keinem guten Eis widerstehen.