Rezension

Lecker Häppchen für zwischendurch

Nach ihm die Sintflut - Jule Maiwald

Nach ihm die Sintflut
von Jule Maiwald

Der Roman beginnt mit einer sehr skurrilen „Beerdigung“.

Anne, Anfang 40, eine Tochter, hat sich von ihrem Mann Richard getrennt. Und diese symbolische Beerdigung im Kreise ihrer besten Freundinnen soll der Start in Annes  neues Leben werden. In Ermangelung einer echten Leiche muss eine als Richard zurechtgemachte Gummipuppe diesen sozusagen vertreten ….

Anne ist danach von ihrem Trennungsschmerz noch keineswegs geheilt, aber jeder Tag der folgt,  ist ein wenig einfacher als der vorherige. Nur mit den Finanzen hapert es ein wenig. Richard ist ein erfolgreicher Schriftsteller und bislang war Anne nicht nur seine Ehefrau, sondern auch Dienstbotin jedweder Art und vor allem Lektorin ohne Bezahlung.
Die Jobsuche steht daher ganz oben auf Annes Agenda, gestaltet sich aber im Verlagsbereich nicht so ganz einfach. Und dann steht da plötzlich diese Idee im Raum, von der Anne anfangs alles andere als begeistert ist. Gemeinsam mit einer Freundin soll sie die Trennungsagentur Ex und Hopp gründen und deren Geschäftsführerin und Organisatorin werden. Schließlich lässt sie sich überreden, wenn auch noch nicht überzeugen und trotz ihrer Skepsis entwickelt sich das junge Unternehmen erfolgreich. Denn an verlassenen Frauen mangelt es in Hamburg nicht und es sind auch genügend darunter, die sich eine solche Zeremonie leisten können. Gemeinsam mit ihren Klientinnen entwickelt Anne immer neue, zum Teil sehr aufwändige Rituale und inszeniert „Beerdigungen“ ganz besonderer Art. Die Gummipuppen spielen dabei eine immer größere Rolle und sind bestens geeignet, gewisse Rachegefühle zu befriedigen.

Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten mit diesem Roman, er war so wenig lebendig. Aber das ändert sich mit dem steigenden Erfolg des Unternehmens. Es entstehen verrückte Ideen und es bilden sich Netzwerke unter den Frauen, die allerdings auch das ein oder andere Mal zu beinahe dramatischen Missverständnissen führen werden. Ganz besonders gilt das im Falle von Felix, dem möglicherweise neuen Mann in Annes Leben.
Wichtige weitere Figuren sind die Tochter und der Dackel Gorbi, ein sehr eigenwilliges Exemplar dieser Spezies mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein ausgestattet. Gorbi gehört eigentlich Tante Martha und lebt während deren Reise bei Anne. Obwohl sie die meiste Zeit abwesend ist, spielt Tante Martha eine große Rolle in diesem Roman. In ihrem „Getzwitscher“ als Einleitung jedes Kapitels steuert sie Ideen und Meinungen dabei, die dann auch mal so klingen können:

"Ich halte es darum mit meinem Lieblingsfriseur, der sagt: "Männer sind wie Frisuren. Wechsle sie, bevor sie tun, was sie wollen, ihre Form verlieren oder langweilig werden." (Zitat Seite 34)

Viel Hamburger Lokalkolorit hat ein Übriges dazu beigetragen, dass ich dieses Buch als Häppchen für zwischendurch sehr genossen habe.