Rezension

Legitimer Panem-Nachfolger

Silo - Hugh Howey

Silo
von Hugh Howey

~~Bereits die Entstehungsgeschichte von "Silo" hört sich märchenhaft an: Im Sommer 2011 veröffentlicht Hugh Howey seine sechzigseitige Kurzgeschichte "Wool" (so der Originaltitel) als E-book im Eigenverlag, weil er keinen Verleger dafür gefunden hat. Die Verkaufszahlen schossen in ungeahnte Höhen, seine Leser waren begeistert und verlangten nach Fortsetzungen. Und so folgten noch vier weitere Teile, jeweils als E-book – über 400.00 verkaufte Exemplare, bevor es in der Printausgabe erschienen ist. "Silo" als gebundenes Buch vereint nun dieTeile 1 – 5, mittlerweile gibt es aber bereits die Vorgeschichte, die aber leider noch nicht in der Übersetzung erhältlich ist.

 Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Luft und Boden sind vergiftet, die Städte sind unbewohnbar. Die Menschen leben mittlerweile unter der Erde in einem riesigen Bunker, einem Silo, und dort haben sie alles, was sie zum Leben benötigen. Sie betreiben Ackerbau, züchten Tiere, es gibt Handwerker, Datennetze sowie eine funktionierende Strom- und Wasserversorgung. Das Leben spielt sich auf verschiedenen Ebenen, die tief in die Erde eingegraben sind, ab – diese sind durch eine Spiraltreppe miteinander verbunden. Und natürlich gibt es auch rigide Regeln und eine Hierarchie innerhalb der Bewohner.

 Kameras übertragen Bilder von der Welt außerhalb auf riesige Leinwände ins Silo hinein, und die externe Reinigung der Linsen wird zur Bestrafung verwendet, denn niemand überlebt den Aufenthalt in der toxischen Umgebung. Bis auf Juliette…

"Silo" ist keine reine Science Fiction, sondern eher der Gattung der Dystopien zuzurechnen. Und als solche funktioniert es sehr gut. Die Geschichte startet recht verhalten und gewinnt er ungefähr nach einem Drittel an Tempo, aber Hugh Howey benötigt die Zeit für den Aufbau, denn es gibt doch einiges zu beschreiben. Dadurch wird der Leser mit sehr vielen Informationen versorgt, sodass er sich den Handlungsort sowie die Hauptfiguren gut vorstellen kann. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, was dafür sorgt, dass die Besonderheiten aller Silo-Bereiche innerhalb der Hierarchie intensiv betrachtet werden und dem Leser emotionale Reaktionen entlocken, denn manche Personen sind einfach nur unsympathische Zeitgenossen.

 Howey ist kein Orwell, aber das muss er auch nicht sein. "Silo" ist spannend und unterhält, und erzählt die beklemmende Horrorvision einer Welt, die sich auf Lüge und Manipulation gründet und nur durch Solidarität und Mitgefühl verändert werden kann.

 Übrigens sind mittlerweile die Filmrechte an Ridley Scott verkauft, der mit Sicherheit daraus einen gelungenen Nachfolger für "Die Tribute von Panem" machen wird.