Rezension

Legt man nicht so schnell wieder aus der Hand

Der Dämon von Naruel - Janine Prediger

Der Dämon von Naruel
von Janine Prediger

Es mag eigenartig sein, ein Buch als bildgewaltig zu beschreiben, aber in diesem Falle halte ich das durchaus für angemessen. Ich habe sofort eine gewisse Sympatie für Pan, die Hauptprotagonistin, entwickelt, da sie ein sehr starker, kämpferischer Charakter ist, der trotzdem noch seine Schwächen hat und dadurch trotzdem glaubwürdig erscheint. Ehrlich gesagt erinnerte sie mich sogar etwas an Frankensteins Monster. Denn gerade zum Ende des Buchs hin schlüpft sie immer mehr in die Rolle der missverstanden und fremden, gruseligen Kreatur. Nur in Pan's Fall ist es eben so, dass sie tatsächlich gefährlich ist.
Die Autorin beschreibt die Kämpfe und Trainingseinheiten sehr genau, weshalb auch nahezu jede Seite vor Blut nur so trieft. Ich würde nicht direkt sagen, dass zart besaitete Leser sich vor diesem Buch in Acht nehmen sollten, aber man muss eben eine gewisse Toleranz haben, was abgetrennte Körperteile und Blut betrifft. Und trotz ziemlich krasser Szene hat Janine Prediger es trotzdem geschafft, eine (für mich) sehr schöne Mischung aus Märchen und Brutalität zu schaffen. Denn die Welt, die ich in diesem Buch kennengelernt habe, hat etwas sehr Mystisches. Sie ist bunt und gleichzeitig auch sehr schwarz und düster, schafft also ein Ambiente, das das Lesegefühl immer wieder umwirft. Ich fand das zuerst etwas ungewohnt, habe es aber beim Lesen immer besser gefunden, da so eine gewisse Spannung bleibt. Man verfällt in keine absolute Tristesse, obwohl Pan keine wirklich positiv gepolte Figur ist. Einfach, weil die Welt um sie herum so abwechslungsreich ist.
Der Schreibstil der Autorin wirkt sehr selbstbewusst, aber trotzdem zart. Man merkt im Verlauf der Geschichte wirklich, was für eine kreative Person sie sein muss, denn es wird immer wieder neuer Stoff geliefert, der Fragen aufwirft und die man glücklicherweise auch nach und nach beantwortet bekommt.
Der einzige kleine Minuspunkt für mich war der Beginn. Manche Stellen wirkten sehr langatmig und obwohl viel passierte, passierte gleichzeitig kaum etwas. Es war schwierig, sich beim Lesen wirklich fallen zu lassen, was sich aber im Verlauf der Geschichte gelegt hat. 

Fazit
Ein Buch, das es so bestimmt nicht noch einmal gibt und sehr viel Stoff für eine (hoffentlich) lange Geschichte und somit viele Folgebände liefert. Zwar gibt es hier und da noch ein paar Stellen, die geschliffen werden könnten, aber über die kann man leicht hinweglesen.