Rezension

Lehrerin mit Ermittlungs-Hobby in schwäbischem Cosy²-Crime! Schonungslose Schnüffelei zum Schüttel-Schmunzeln! ;-)

Übung macht den Mörder -

Übung macht den Mörder
von Sarah Kempfle

Bewertet mit 4 Sternen

Verwicklungen und (V)Ermittlungen auf der Schwäbischen Alb!

Sandra Kempfles „Übung macht den Mörder“ - nicht „…den Meister“ ;-) - ist nach einigen Kurzkrimis in verschiedenen Anthologien ihr erster „Langkrimi“ und der Auftakt zu einer Krimireihe rund um eine Lehrerin mit Hang zum Schnüffeln und Ermitteln.

Vorweg sei gesagt, dass man hier keinen ernsthaften, in Sachen Ermittlungen und Polizeiarbeit geradlinig verlaufenden Krimi erwarten sollte, denn das ist er ganz und gar nicht. Vielmehr haben wir es hier mit einem leichten, augenzwinkernd erzählten Cosy²-Crime zu tun, in dem sich eine ambitionierte, aber oft sehr schusselige Lehrkraft in die polizeilichen Ermittlungen einmischt und den eigentlich ermittelnden Kommissar zur Verzweiflung bringt.

Womit ich bei den Hauptpersonen wäre, denn das sind allen voran die schon erwähnte Lehrerin namens Isa Klein, ihre etwas überfürsorglich-übergriffigen und verkuppelungswilligen Eltern und ihre optimistisch-pragmatische, taffe Schwester Antonia, genannt Toni, ihre schüchtern-devote Freundin Renate, der brummelig-schweigsame Kommissar Bähr und last but not least Alfons, der von Frauchen Isa etwas vernachlässigte, aber liebevoll „alter Herr“ genannte Dackel.

Nun, dass man die kriminelle Geschichte, die sich hier entspinnt, nicht allzu ernst nehmen sollte, hatte ich ja erwähnt, dass die so wunderbar kreierten Charaktere aber allesamt sehr gut erdacht sind, davon muss ich noch, zumindest ansatzweise, erzählen.

Die Hauptfigur Isa scheint, was ihre Arbeit in der Schule angeht, irgendwie nur das Nötigste zu tun, in Sachen Ermittlungen aber - oder wie auch immer sie selbst ihre Nachforschungen nennen mag - ist sie sehr engagiert, leider aber auch, wie überhaupt in ihrem Leben, eher chaotisch und phasenweise konfus, eigensinnig und dickköpfig, egoistisch und ignorant bis stur. Das liest sich jetzt natürlich nicht so, als könnte man Isa mögen, und zu Beginn konnte ich sie wirklich nicht leiden, aber die Geschichte entwickelt sich und ist nach langem erzählerischem Anlauf schlussendlich – auch „dank“ Isas Leicht- und Starrsinn - dann doch zu spannend, als dass man ihr nicht gerne zur Seite stünde. Dem gegenüber steht dann der anfangs sehr reservierte Hauptkommissar Bähr, der aus Esslingen kommend die Reutlinger Kollegen unterstützt und die Ermittlungen leitet und mangels anderweitiger Unterkunft auch noch bei Isa, sprich, in deren Ferienappartement im Dachgeschoss, einzieht. So, mehr wird nicht verraten. ;-)

Die Autorin führt in flüssigem, locker-flockigem Schreibstil durch diesen Krimi, der mich stellenweise wegen Isa den Kopf schütteln lässt und der wegen ihres Benehmens hin und wieder wie eine Persiflage wirken könnte, wenn man ihn zu ernst nähme.

„Übung macht den Mörder“ hat mich gut unterhalten, ich konnte herrlich mitermitteln und mir meine eigenen Gedanken zur Identität des/der Täter(s)/in machen, der Kommissar hat ordentlich Sympathiepunkte gesammelt, die ich auch Isa für den nächsten Band wünsche, ebenso wie ein neues (altes) Auto, das nicht solche Macken hat wie ihr Jetziges, und ich bin gespannt, wie sich die Figuren in Band 2, „Mord im Rotstift-Milieu“ (wieder so ein schönes Wortspiel), entwickeln werden.