Rezension

Lehrerkind welcher Stufe bist du?

Lehrerkind - Bastian Bielendorfer

Lehrerkind
von Bastian Bielendorfer

Bewertet mit 3 Sternen

Bastian ist ein Lehrerkind der Stufe 3 - bedeutet: "Kinder dieser unheilvollen Verbindung zweier Lehrer, die dann noch in den zweifelhaften Genuss kommen, auf der Schule der eigenen Eltern ihre Zeit abzureißen, haben nichts zu lachen. Konstant nichts zu lachen."

Und getreu diesem Motto berichtet er ohne Schamgefühl über sämtliche Stationen seiner Kindheit. Überzeugte er schon als Kleinkind als perfekter Klugscheißer, entführt er uns durch sämtliche Stationen seiner Schullaufbahn. Vom Tag, als sich seine Schultüte auf den Schulhof übergab bis zum Sportunterricht, der für den dicklichen Bastian sämtliche Vorstufen zu Hölle bereit hielt. Kein Tiefpunkt seines Lebens wird ausgelassen. Dazu zählen ebenso das erste Date sowie der Bildungsurlaub im russischen Hinterland. Auch das alltägliche Leben mit zwei Lehrern kommt nicht zu kurz und wir nehmen teil an den teilweise recht fragwürdigen Erziehungsexperimenten seiner Eltern. Mit Beendigung der Schule hat das Leiden jedoch kein Ende, denn auch der Zivildienst und die ersten Versuche, selber der Lehrer zu sein, werden beleuchtet und bieten weiterhin viel komödiantisches Potential.

Besonders all die Lehrerkinder da draußen werden sehr viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben finden, auch wenn sie nicht gleich mit 2 Pädagogen-Eltern bestraft sind. Und auch all die anderen Glücklichen, die von diesem harten Schicksal verschont wurden, werden viele Situationen aus der eigenen Vergangenheit wiedererkennen. Es werden doch ebenso sämtliche traumatische Erlebnisse geschildert, die ein dickes Kind während der Schulzeit überleben muss. Dabei reiht sich eine Peinlichkeit an die andere. Dies ist zum einen die Stärke des Buches, da man oft mit dem Schmunzeln nicht mehr aufhören kann. Auf der anderen Seite ist dies jedoch auch die Schwäche, da nicht wirklich eine Handlung, geschweige denn Spannung aufkommen will. Man kann das Buch getrost nach der Hälfte aus der Hand legen, und hat das Gefühl, trotzdem nichts verpasst zu haben. Prinzipiell wird jedes Klischee bedient und teilweise wirkt alles etwas zu überspitzt. Die leichte Sprache aus dem Alltag erleichtert jedoch den Lesefluss, sodass man zügig voran kommt. Eingeschobene Analysen verschiedener Lehrertypen lockern die Geschichte auf, wissen jedoch nur teilweise zu überzeugen.

Insgesamt ein amüsantes Buch mit leichten Schwächen, welches sicherlich bei so vielen Erinnerungen an die eigene Schulzeit hervorruft. Man endet auf jeden Fall mit dem beruhigenden Gefühl, dass das eigene Leben doch herrlich normal verlaufen ist.