Rezension

Leichte Lektüre, die Selbstliebe transportiert

Dumplin - Julie Murphy

Dumplin
von Julie Murphy

Ein bisschen Gold auf den Hüften hat wohl jeder… Oder Dehnungsstreifen, Pickel, eine schräge Nase, oder einen Zahn, der einen Millimeter zu lang ist. Jeder kennt die eigenen Makel und statt nun in den Spiegel zu schauen, schauen wir lieber auf Willowdean, die in „Dumplin'“ ein wenig Selbstliebe praktiziert!
„You go, girl!“ war auf jeden Fall für mich die Nachricht, die immer mitschwang. Ob nun in der Schule fiese Sprüche kamen, sie sich ihrer Mutter gegenüber behaupten musste, oder sich bei dem Wettbewerb durchkämpfen musste: Willowdean hatte Ängste und Sorgen, doch sie ließ sie nicht zu. Eine Botschaft, von der so viele noch etwas lernen können. Dass es okay ist, mal einen schlechten Tag zu haben, aber das es niemals okay ist, sich nicht so geil zu fühlen, wie jeder von uns ist!
Die erste Hälfte des Buches baute die Vergangenheit von Willow auf. Ihre Beziehung zu ihrer Mutter und ihrer Tante und auch die Liebe spielte eine Rolle. Dabei war nicht alles romantisch, gespickt mit rosa Zuckerherzen. Im Gegenteil: Die Romantik bezog sich aus dem unromantischen und das machte diese so perfekt.
Es gab allerdings noch eine zweite Liebesgeschichte, die leider komplett über war. Vor allem, weil es um das Thema Gewicht und die Folgen geht, die Kerle aber scheinbar Willowdean zufliegen.
Erst spät ging dann der Wettbewerb los, um den es eigentlich im Buch geht: Willowdean hat keine Modelmaße, aber möchte sich gegen all die Streichhölzer ihrer Schule beweisen. Dabei darf natürlich auch typischer Teeniestreß zwischen Freunden nicht fehlen, der vielleicht etwas über war, aber nicht überzogen.
Leider wurde der Wettbewerb erst so spät im Buch aufgefasst, dass er gequetscht wirkte. Die einzelnen Phasen und Aufgaben waren alle nur ein paar wenige Seiten oder Zeilen lang und verfehlten ab und zu seine Wirkung bei mir.
Auch das Ende frustrierte mich zutiefst. Es war realistisch, was ich immer liebe, doch unvollständig. Es blieben fragen auf, die aus meiner Sicht hätten beantwortet werden sollen.

Willowdean ist eine Powerfrau, die sich nicht von ihren negativen Gedanken überwältigen lässt. Das schöne ist: Sie hat sie! Wie jeder normale Mensch schleichen sich die giftigen Gedanken bei ihr ein, doch sie lässt sich von ihnen nicht unterkriegen.
Dann gibt es die beiden Love Interests Bo und Mitchel. Beides liebenswürdigen Charaktere, die jedoch etwas oberflächlich bleiben, da der Fokus in diesem Buch nicht auf Liebe liegt.
Die typischen Highschool-Charaktere dürfen auch nicht fehlen: Der Sprücheklopfer, die Hochnäsige, die beste Freundin, die Gleichgesinnte, der Sportler, … So läuft es aber auch an jeder Highschool ab, weshalb mir das keinen Abbruch tat.

Der Schreibstil war sehr locker, weshalb ich schnell durch das Buch durchflog. Ich merkte kaum, wie die Zeit verging. Vor allem berühren konnte mich diese Schreibweise. In jedem Satz schwang immer eine Emotion mit: Motiviert, traurig, wütend.
Geschrieben war das Buch aus der Sicht von Willowdean in der dritten Person.

Hach, ich liebe das Cover! Es sprüht genau das Selbstbewusstsein aus, welches das Buch übermitteln möchte. Es gibt kein Verkriechen. Die Protagonistin schreitet in die Welt und zeigt sich. Simpel, mit so viel Botschaft.
Der Titel wirkt erst so reduzierend, wie man den Inhalt des Buches erwartet. Doch mit Wissen über die Bedeutung – denn es ist der Kosename von der Mutter für Willowdean – bekommt dieses Wort auch eine Schwung Liebe. Außerdem spricht es sich so schön aus.

Wer eine sanfte Lektüre sucht, die schnell lesbar ist und dennoch viel Gefühl vermittelt, sollte definitiv zu diesem Buch greifen!