leichtfüßig, aber durchaus mit Tiefgang, und erzählerisch wirklich gut gemacht
Bewertet mit 4.5 Sternen
Hier war es der Titel mit seinem Anklang an Goethes Wahlverwandtschaften, der auf den ersten Blick mein Interesse geweckt hat, mehr als das eher unauffällige Cover.
Das war wieder mal ein Roman, der sich mir erst mit der Zeit so richtig erschlossen hat. Der etwas ungewöhnliche Erzählstil irritierte mich eine ganze Weile und vermittelte mir zunächst den Eindruck von eher banal, unsortiert und oberflächlich. Weniger der ständigen Perspektivwechsel wegen, der passte schon, als der Einschübe, die sich drehbuchmäßig anfühlten bzw. lasen. Auch gibt es wenig (oder eigentlich keine) erzählenden Passagen, mit den wechselnden Ich-Perspektiven ist man immer in den Gedanken und Sichtweisen eines der vier Protagonisten. Doch mit der Zeit habe ich mich eingewöhnt, fühlte mich angekommen in der Geschichte und heimisch in dieser WG. Und mir kam die Erkenntnis, dass diese erzählerische Herangehensweise ziemlich genial und extrem gut zugeschnitten ist auf das, was die Autorin vermitteln möchte.
Auch mit dem Ausklang der Geschichte war ich zufrieden. Zwei weitgehend gute Jahre für die Bewohner der WG und für die Leser gehen zu Ende, neue Perspektiven öffnen sich, Veränderungen zeichnen sich ab und wie es im einzelnen weitergeht mit Murat, Anke, Constanze und Jörg bleibt offen.
Eine Geschichte, die in die Zeit passt, leichtfüßig, aber durchaus mit Tiefgang, und erzählerisch wirklich gut gemacht.