Rezension

Leider absolut nicht mein Fall

Das Nötigste über das Glück - Bernhard Aichner

Das Nötigste über das Glück
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 2 Sternen

Zum Inhalt:

Hans hat keine Lust mehr auf das Leben. In seinem Bahnwärterhäuschen träumt er vom perfekten Abgang, wie er ihn tagtäglich auf einer Postkarte an seiner Wand anstarrt: Hans tot auf dem Küchenboden, darüber eine Frau, die sagt: „Du tot in der Küche, Hans? So kenn ich dich gar nicht!“

Tatsächlich findet Hans in seiner Putzfrau Elvina eine willige Mitspielerin für den geplanten Suizid. Doch als es dann so weit ist, erkennt Hans, dass das Leben ja vielleicht doch noch etwas zu bieten hat. Zusammen mit Elvina begibt er sich Hals über Kopf auf einen Roadtrip. Das Ziel: Spanien, Elvinas Heimat. Doch der Weg dorthin ist nicht so leicht wie gedacht.

 

Meine Meinung:

"Augen zu. Feige Sau, dachte er. Am Küchenboden wie tot. Er bewegte sich nicht, atmete so flach es ging. Auch wenn sein Herz laut war wie lange nicht mehr. Nichts regte sich. Sie stand in der Tür, er hörte ihre Füße hinter sich auf den Fliesen. Wie sie stehenblieb. Wie ihr Mund aufging." (S. 14)

An den Schreibstil musste ich mich erstmal gewöhnen. Nun brauche ich keine weit ausschweifenden Objekts-, Personen- oder Landschaftsbeschreibungen. Aber so ein ordentlicher Satz – Subjekt, Prädikat, Objekt – ist prinzipiell nicht zu verachten. Der Autor wählt hier allerdings einen sehr minimalistischen Schreibstil. Das Nötigste eben. Kurze, abgehakte Sätze. Teilweise gar keine richtigen Sätze. Viele viele Punkte an vielen vielen Satzenden, ab und an ein einsames Fragezeichen. Wörtliche Rede wird nicht angezeigt, was ich manchmal etwas ungünstig fand. Dafür findet man auch mal ein paar derbe Ausdrücke (Das böse F-Wort ist auch öfter dabei.). Man muss den Schreibstil nicht mögen, aber man kann sich damit arrangieren. Immerhin liest sich das Buch dadurch leicht und schnell.

Mit Hans und Elvina konnte ich ehrlich gesagt überhaupt nichts anfangen. Was die beiden zueinander hinzieht, ist mir schleierhaft. Große Emotionen werden hier eh nicht zum Ausdruck gebracht. Man kommt zusammen, man begibt sich auf einen absonderlichen Road Trip von Österreich über die Schweiz nach Frankreich und letztendlich Spanien. Abgesehen von körperlicher Anziehungskraft scheint da nicht viel zu sein. Die beiden klammern sich aneinander wie an den rettenden Strohhalm, doch man hat das Gefühl, dass sie austauschbar sind - Hauptsache, es ist jemand da. 

Hans blieb für mich völlig gesichtslos, Elvina mochte ich nichtmal ansatzweise. Hans ist ein Sonderling, der sich bislang von der Welt abgeschottet hat und dank Elvina nach und nach immer extrovertierter wird. Elvina hat Geheimnisse und trägt Probleme mit sich herum, die nicht nur für Hans gefährlich werden. So hat sie öfter Aussetzer, in denen sie extrem gewalttätig ist. Elvinas Geschichte erfährt man so nach und nach, u. a. durch Rückblenden.

Die Geschichte rast im Eiltempo voran und macht Zeitsprünge. Das Paar rutscht von einer absurden Situation in die Nächste. Glücklicherweise gibt es immer ein paar andere Sonderlinge, die ihnen den Allerwertesten retten. Auch diese Figuren bleiben glanzlos und oberflächlich. Auf der einen Seite passiert sehr viel, man kommt kaum zum Verschnaufen. Auf der anderen Seite hat mich die Geschichte nicht wirklich gefesselt, da alles so oberflächlich und knapp blieb und ich keinerlei Emotionen spürte beim Lesen. Bestenfalls noch Hoffnung, dass das Buch mit knapp 113 Seiten schnell gelesen sein wird.

Die Botschaft ist mir eigentlich schon klar. Und der Titel ist hier Programm und verspricht wohl auch nicht zu viel: Hier wird wirklich nur das Nötigste erzählt. Aber was aufgrund des Klappentextes nach einem interessanten Konzept klang, hat mich nicht begeistern können. Das lag noch nichtmal an dem ungewöhnlichen Schreibstil, an den ich mich ja durchaus gewöhnen konnte. Man muss sich wohl den Tiefgang, den ich vermisste und der sicherlich dennoch da ist, selbst erarbeiten. Vielleicht fehlte mir dafür die Motivation. Es tut mir wirklich leid, das sagen zu müssen, aber das Buch hat mir einfach nichts gegeben, und ich habe es im Endeffekt lustlos heruntergelesen.