Rezension

Leider anders als erwartet

Das letzte Mahl -

Das letzte Mahl
von Karla Zárate

Bewertet mit 2 Sternen

Willkommen in der Küche des Todes. Als Koch in einem Hochsicherheitsgefängnis ist John Guadalupe unter anderem für die letzten Wünsche der Todeskandidaten zuständig. Und wenn ihm sein Leben lieb ist, nun auch für den Tod des Direktors. 

Das Thema finde ich ungewöhnlich und auch interessant, es gibt für mich jedoch einen zentralen Knackpunkt, der meine Meinung zum Buch prägt: Die häufige Ansprache von Sexualität in ihren verschiedenen Facetten sowie damit verbundener Gewalt. Zum einen habe ich mit dem Thema nicht gerechnet und zum anderen war es für mein Empfinden überzogen. So denkt er z. B. bei geschlossenen Türen darüber nach, wie sein Chef dahinter möglicherweise von einer dazu genötigten Frau beglückt wird, dass einer seiner Lieblingsgerüche sein Sperma ist – gefolgt von getrocknetem Blut – und geht davon aus, dass Frauen Phallus-Assoziationen bei einer Chorizo haben. Außerdem erinnert er sich begeistert an seine Ex-Freundin Yin-Xia (die er lieber Julia nannte), denn sie „machte alles und ließ alles mit sich machen“. Vielleicht wollte die Autorin bloß ein bestimmtes Bild des Protagonisten zeichnen, für mich wären aber weniger Beispiele ausreichend gewesen, um festzustellen, dass wir nicht miteinander warm werden. Spätestens als er meint, dass Frauen mit Übergewicht besonders dankbar seien und sich entsprechend mächtig ins Zeug legen würden, war das Thema für mich erledigt. 

Diese Aspekte stehen im starken Kontrast zu einigen Passagen, die mir sehr gut gefallen haben. Es wird z. B. Kritik an der Todesstrafe eingeflochten und Gedanken zur Resozialisierung sowie Motive für das Begehen von Straftaten thematisiert. Außerdem wird die Frage in den Raum gestellt, inwiefern Ähnlichkeiten zwischen früheren öffentlichen Hinrichtungen und der heutigen Sensationsgier bestehen, wenn z. B. aus Kriegsgebieten berichtet wird. 

Obwohl ich mich auf das Buch gefreut habe, lässt mich die Umsetzung verwundert zurück. Anhand des Klappentextes konnte ich den Fokus auf – salopp gesagt – Begierden nicht ausmachen. Für mich war‘s zu viel. Möglicherweise ist mir beim Lesen aber auch eine weitere Ebene der Geschichte verborgen geblieben.