Rezension

Leider diesmal keine Glanzleistung

Die Auserwählten - Kill Order - James Dashner

Die Auserwählten - Kill Order
von James Dashner

Erst im vergangenen Jahr habe ich James Dashner Trilogie über die Auserwählten gelesen und ich war absolut begeistert! (Zu meinen Rezensionen: Band 1:Die Auserwählten im Labyrinth , Band 2: Die Auserwählten in der Brandwüste, Band 3: Die Auserwählten in der Todeszone). Der Autor hat es geschafft, mich so für seine Geschichte einzunehmen, dass ich es gar nicht erwarten konnte, zu erfahren, worüber die Vorgeschichte im vierten Band Kill Order handelt. Leider muss ich sagen, dass sich meine Vorfreude beim Lesen dann recht schnell gelegt hat und ich die Geschichte insgesamt ziemlich enttäuschend fand.

James Dashner will mit seinem Buch Kill Order den Hunger seiner Fans nach mehr stillen und natürlich an den Erfolg seiner Die Auserwählten-Trilogie anknüpfen. Um dies zu erreichen, legt er von allem noch eine Schippe obendrauf. Das bedeutet: Noch mehr Spannung, noch mehr Leid und Grauen und ganz klar: noch mehr Action. Und gerade das ist meiner Meinung nach dem Autor diesmal zum Verhängnis geworden, denn er verliert dabei den Blick für eine abwechslungsreiche und unvorhersehbare Handlung – und, was noch wichtiger ist, er schafft es nicht mehr, die Handlung mit einer ausgewogenen Dramaturgie, also einem gesunden Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung zu versehen.

Es war einfach unfassbar grausam, was diese Krankheit mit den Menschen anstellte. Und es war ein fürchterlicher Gedanke, dass es wahrscheinlich ständig schlimmer werden würde. (S.321-322)

James Dashners Erfolgsrezept in seinen bisherigen Büchern war jedoch genau das: Nach einer unglaublich spannenden Szene folgte eine, in der sich der Leser von der Aufregung erholen und die Geschehnisse sacken lassen konnte. Es gab eine Verschnaufpause, bevor es dramatisch weiterging. In Kill Order sind diese Verschnaufpausen für den Leser jedoch nur rar gesäht, denn der Autor jagt seine Helden von einer gefährlichen Situation in die nächste, überschlägt sich geradezu in den Beschreibungen der Kampfhandlungen und bewirkt dadurch, dass die Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit des Lesers immer mehr nachlässt. Die Todesangst des Helden und seine Kämpfe bis aufs Messer lassen zudem kaum einen Fortschritt der Handlung zu, denn sie überwiegen den Großteil der Story, ohne das wirklich etwas passiert.

Es schockierte ihn nicht mehr, wie unsagbar diese neue Welt war. In diesem Haus, jedem Block sagen sie Dinge, die noch schlimmer waren als alles, was sie bis dahin für das Schlimmste gehalten hatten. (S. 349)

James Dashner ist die dramaturgische Gestaltung aber nicht nur innerhalb der Szenen misslungen, sondern auch auf die Gesamtheit der Geschichte bezogen. So wird schon früh in der Handlung klar, wer hinter der tödlichen Virusepidemie steckt, aber genau diese Offenbarung wird am Ende des Buches noch einmal als DIE große Auflösung des Plots präsentiert. Ich war maßlos verwirrt und enttäuscht, denn ich habe mich zum Schluss immer wieder gefragt: Was ist eigentlich in diesem Buch wirklich passiert?

Hinzukommt, dass James Dashner diesmal kaum Wert darauf gelegt hat, seine Figuren mit einem Wiedererkennungswert oder gar irgendwie mit einem einnehmenden Charakter auszustatten. Sowohl der Protagonist Mark, als auch seine Freunde bleiben die ganze Geschichte über blass und stehen hinter den dominierenden Kampfszenen hintenan. Auch eingehende Dialoge oder eine besondere Interaktion zwischen den Figuren sucht man vergebens. Dem Leser wird kaum Gelegenheit geboten, die Figuren näher kennenzulernen, geschweige denn, sich mit ihnen zu identifizieren. Nur in wenigen Rückblenden erfährt man mehr über den Protagonisten Mark und dies sind auch die einzigen Szenen, die ich im gesamten Buch als gelungen betrachte.

Fazit & Bewertung

Leider ist James Dashner mit Kill Order diesmal keine Glanzleistung gelungen. Kaum Handlung, ein Übermaß an Kampfszenen, zu blasse Figuren und eine schlechte Auflösung haben mir den Lesespaß diesmal gründlich verdorben. Schade, denn wir alle wissen, dass der Autor sein Handwerk eindeutig besser beherrscht. Nichts ändert sich jedoch daran, dass ich großer Fan der Die Auserwählten-Reihe bin und deshalb auch dem zweiten Prequel Phase Null, der unmittelbar vor Thomas‘ Zeit im Labyrinth spielt, eine Chance geben werde, sobald er als Taschenbuch erscheint.

https://pantaubooks.wordpress.com/