Rezension

Leider eher enttäuschend...

Zehn Gründe, die todsicher fürs Leben sprechen - Albert Borris

Zehn Gründe, die todsicher fürs Leben sprechen
von Albert Borris

Inhalt:
Vier Jugendliche, die sich bislang nur aus dem Internet kannten, machen sich nun auf eine Reise quer durch die Vereinigten Staaten, beginnend an der Ostküste bis hin zur Westküste.  Doch haben sie nicht im Sinn, typische Touristenattraktionen zu besichtigen, sondern so wollen sie nach und nach die Gräber prominenter Selbstmörder besuchen. Denn das ist es, was im Moment ihr Leben bestimmt: Ihre Gedanken an Selbstmord. Daher haben sie es sich auch als gemeinsames Ziel gesetzt, sich am Ende der Reise im Death Valley im Kollektiv das Leben zu nehmen. Das Selbstmordrudel, so der gemeinsam gewählte Name der Truppe, erfährt im Laufe der Reise, was es bedeutet, an seine Grenzen zu gehen, mit der eigenen Vergangenheit abzuschließen und seinen inneren Schweinehund zu besiegen.

Meine Meinung:
Also ganz allgemein ist die Idee von vier selbstmordgefährdeten Jugendlichen nicht unbedingt so neu, allerdings ist sie mir in der Form noch nie untergekommen und wirkt so nunmehr sehr innovativ und spannend. Zunächst einmal hat mich der Gedanke sehr überzeugt, die vier eine Reise unternehmen und ihre Gründe fürs Leben finden zu lassen.

Doch leider konnte an dieser Stelle die Umsetzung nicht ganz mithalten, da es meiner Meinung nach einfach an einer intensiveren Ausgestaltung der Charaktere fehlte, sodass ich wirklich Schwierigkeiten hatte, mit ihnen zu fühlen und ihre Beweggründe zu verstehen. Dabei ist doch gerade das bei Jugendlichen, die über Selbstmord nachdenken, besonders wichtig. Auch wirken die Figuren an vielen Stellen ein bisschen zu stereotyp, sodass sie zeitweise doch etwas langweilig erscheinen.

Damit wären wir auch schon beim nächsten Punkt: Spannung. Davon gab es nämlich auch nicht so sonderlich viel. Zwar war die Geschichte durchgehend interessant und ich konnte sie schon flüssig lesen, aber mir fehlte einfach dieser Drang, unbedingt weiterzulesen, weil möglicherweise etwa total Spannendes passieren könnte. Erst gegen Ende hin hatte ich einmal kurz das Gefühl, dass der Autor da jetzt noch mal etwas drauf setzt, doch leider kamen in dem Moment einige undurchsichtige Zeitsprünge, die den behutsam aufgebauten Spannungsbogen sofort wieder zunichte machten.

Zur Erzählperspektive bleibt noch zu sagen, dass die Geschichte von Owen, einem der Jugendlichen, erzählt wird und man ihn und seine Familiengeschichte so am besten kennenlernt. Im Gegensatz zu den anderen Charakteren kann man sich mit ihm schon relativ gut identifizieren und kann auch seine Probleme sehr gut nachvollziehen. Alle anderen Figuren bleiben mir weitestgehend rätselhaft, da man ihre Hintergründe nicht gut genug kennt und ein gewisses Gespinst von Lügen schnell undurchsichtig wird. Außerdem hatte ich zunehmend das Gefühl, dass sich das Thema Selbstmord im weiteren Verlauf verflüchtigte, da man wenig darüber erfährt, warum sich diese Teenager denn eigentlich umbringen wollen und nur immer mal wieder vage angedeutet wird, dass sie darüber nachdenken.

Fazit:
Insgesamt betrachtet bietet „Zehn Gründe, die todsicher fürs Leben sprechen“ ein sehr ernstes Thema, das der Autor durch eine völlig neue Umsetzung ungewöhnlich und spannend zu gestalten versucht, allerdings gelingt es ihm nicht ganz, da die Charaktere nicht besonders gut entwickelt sind und durchaus Einiges an Spannung fehlt. Nichtsdestotrotz ein ganz interessantes Buch, das vielleicht einige neue Gedanken aufwirft, alles in allem aber eher so dahinplätschert. Ansonsten gibt es von mir noch einen großen Pluspunkt für die Gestaltung des Covers und des Titels, da beides sehr ansprechend wirkt und die Geschichte besser verkauft als sie eigentlich ist.