Rezension

Leider ein wenig enttäuschend

Das Testament der Jessie Lamb - Jane Rogers

Das Testament der Jessie Lamb
von Jane Rogers

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Menschheit steht vor dem Ende, denn die gesamte Bevölkerung ist mit dem Virus MTS infiziert. Gefährlich wird dieses Virus jedoch erst wenn eine Frau, die älter als 16 Jahre ist, schwanger wird. MTS zerfrisst das Gehirn der Schwangeren und die Folgen für Mutter und Kind sind tödlich. Die Wissenschaft arbeitet unter Hochdruck an einer Lösung und scheint auch bald einen vielversprechenden Ansatz gefunden zu haben - doch auch hierfür ist der Tod eines Menschen unabkömmlich. In dieser Welt lebt die junge Jessie Lamb, die nicht tatenlos zusehen will, wie die Menscheit langsam zugrunde geht und dafür bereit ist einen hohen Preis zu zahlen. Doch nicht alle sind mit ihrer Entscheidung einverstanden...

"Das Testament der Jessie Lamb" konnte meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Der Einstieg gelang mir zwar sehr gut, aber schon nach einigen Seiten stellte sich heraus, dass ich es hier nicht mit einer "typischen Dystopie" zu tun haben würde, wie ich nach dem Lesen des Klappentextes meinte.
Der Leser verfolgt hier zwei Handlungsstränge, die jeweils in unterschiedlichen Zeiten spielen. Diese laufen am Ende zwar zusammen, vollkommen verknüpft werden sie allerdings nicht, was sehr schade ist, denn dadurch fehlt mir persönlich etwas. Auch sonst hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte gerade zu Beginn des Buches sehr lückenhaft war und einige Szenen einfach nur aneinandergereiht waren. Dadurch, dass hier Übergänge fehlten, war es zunächst nicht besonders leicht dem Geschehen zu folgen. Das änderte sich dann ab etwa der Hälfte des Buches und mir fiel es wesentlich leichter mich in der Geschichte einzufinden. Trotzdem hätte ich mir auch hier an der ein oder anderen Stelle mehr Erklärungen gewünscht, gerade im Hinblick auf Jessie's Entscheidung.

Jessie Lamb war für mich ein schwieriger Charakter. Sie ist die Protagonistin des Buches und steht ganz klar im Vordergrund. Ich habe gleich zu Beginn keinen Zugang zu ihr gefunden und konnte mich auch im Verlauf des Buches nicht wirklich mit ihr anfreunden. Für mich waren einige ihrer Handlungen einfach nicht nachvollziehbar. Neben ihr gibt es noch eine kleinere Anzahl an wichtigen Charakteren, wie zum Beispiel ihre Eltern, die jedoch allesamt recht blass blieben. Interessant waren hier jedoch vor allem die Beziehungen untereinander - und gerade das Verhältnis zwischen der Tochter und den Eltern wird in einigen Szenen beleuchtet, denn sie können Jessie's Entscheidung und Einstellung nicht nachvollziehen.

Den Schreibstil von Jane Rogers empfand ich zunächst zwar angenehm, aber doch ein wenig emotionslos. Erst im Laufe des Buches bin ich richtig damit warm geworden, denn der Stil wurde mit Fortschreiten der Handlung selbst auch immer besser. So empfand ich es etwa ab der Hälfte des Buches überhaupt nicht mehr schlimm, dass dem Buch die ganz große Spannung fehlte. Diese Entwicklung tut dem Buch definitiv gut, denn gerade die letzten 100 Seiten ließen sich super gut und schnell lesen.

Insgesamt gesehen mag diese Rezension zunächst recht negativ klingen, doch "Das Testament der Jessie Lamb" kann in einigen Dingen auch ordentlich beim Leser punkten. Gerade die Geschichte um das Virus und die Suche nach einem "Heilmittel" bzw. einer Lösung gestaltete sich sehr interessant. Leider bin ich mit anderen Erwartungen an das Buch herangegangen, sodass es mich in einen Punkten enttäuscht hat. Daher vergebe ich noch knapp drei von fünf Herzen.